Die Flora der Alpen ist geprägt durch eine hohe Biodiversität. Auf unseren Alpweiden wachsen zahlreiche Pflanzen mit heilender Wirkung.
Der Frühsommer ist sehr schön, alles beginnt zu blühen. Besonders die Alpenrosen, aber auch das Knabenkraut, der Enzian, die Trollblumen und die Arnika fallen sehr auf. Auf den fetteren Alpweiden dominiert, wie im Tal auch, der gelbblühende Löwenzahn.
Ich finde interessant, welche heilende Wirkung Pflanzen haben können und stelle euch hier einmal fünf davon vor.
Echte Arnika (Arnica montana)
Arnika wächst auf sauren nährstoffarmen Böden und auf sauren Moorböden. Die Pflanze hat einen gelben Blütenkopf und wächst auf hageren Alpweiden meist in Gesellschaft mit dem Borstgras.
Arnika wird nur zum Gurgeln oder äusserlich als Tinktur oder Salbe verwendet. Innerlich angewendet besteht eine hohe Vergiftungsgefahr. Bei Verstauchungen, Prellungen oder Muskel- und Gelenkschmerzen wird Arnika in der Form von Umschlägen oder Salben verwendet. Sie hat eine schmerzlindernde und muskelentspannende Wirkung und fördert die Wundheilung.
In der Homöopathie wird Arnika bei den Folgen von Gewalteinwirkung, bei Überanstrengung und Schockzuständen angewendet. Arnika Globuli gehören in jede Notfallapotheke. Ich brauche sie sehr häufig bei den Kindern, wenn sie kleine Verletzungen oder Schürfungen haben.
Johanniskraut (Hypericum)
Das goldgelb blühende Johanniskraut kommt auf Trockenwiesen, Waldlichtungen und Waldrändern vor. Erkennbar ist es am blutroten Saft, der austritt, wenn man die Blüte zwischen den Fingern zerreibt. In den Alpen finden wir das zierliche Berg-Johanniskraut auf Trocken- und Halbtrockenrasen und das gefleckte Johanniskraut auf sauren Böden an sonnigen, trockenen bis feuchten Standorten.
Innerlich angewendet ist Johanniskraut bekannt für seine antidepressive Wirkung. Verantwortlich dafür sind spezielle Inhaltstoffe, die Flavonoide. Sie greifen in den Glückshormonhaushalt (Serotoninhaushalt) ein und lassen den Serotoninspiegel im Gehirn steigen. Dies erhöht Wohlbefinden und Zufriedenheit.
Johanniskrautöl hilft äusserlich angewendet bei der Wundheilung, bei Verstauchungen, Verrenkungen und Blutergüssen, bei Rheuma, einem Hexenschuss und bei Sonnenbrand. Durch das Auftragen von Öl wird die Haut empfindlicher gegenüber Sonnenlicht. Auch bei regelmässigem Konsum von Johanniskrauttee reagieren einige Menschen empfindlich auf Sonnenlicht und bekommen schnell Sonnenbrand.
In der Homöopathie wird Hypericum immer im Zusammenhang mit Nerven eingesetzt. Zum Beispiel bei stark schmerzenden Wunden, wie Verletzungen am Schienbein oder an den Fingerkuppen, wo viele Nervenenden zusammenkommen und bei depressiven Verstimmungen und Niedergeschlagenheit durch oder nach Verletzungen.
Thymian (Thymus)
Thymian ist ein Lippenblütengewächs mit weiss-rosa Blüten. Er mag flachgründige, steinige, trockene und kalkreiche, warme Standorte. In den Alpen wächst der langhaarige Thymian. Er wächst bis 2800m über Meer. Beim Zerreiben der Blätter entfaltet sich der typische aromatische Thymiangeruch.
Die ätherischen Öle im Thymian wirken schleim- und krampflösend und desinfizierend. Bei Husten, Bronchitis, Mandelentzündung und Halsweh kann man Tee trinken oder mit kaltem Tee gurgeln. Die im Thymian enthaltenen Gerbstoffe entziehen den Bakterien in den Schleimhäuten die Überlebensgrundlage. Thymiantee wird auch bei Darminfektionen und Verdauungsproblemen eingesetzt.
Frauenmantel (Alchemilla)
Der Alpenfrauenmantel (Alchemilla alpina), auch Silbermantel genannt, wächst auf subalpinen Bergweiden, Felsfluren und Matten. Er mag es eher warm und besiedelt die Südhänge. Auf den Lägern der Kühe, auf gut durchlässigen und humusreichen Böden, wächst der grossblättrige Frauenmantel.
Frauenmantel wird bei Frauenbeschwerden aller Art verwendet. Er hilft bei Menstruationsbeschwerden, stärkt die Gebärmuttermuskulatur, wirkt krampflösend und erleichtert den Geburtsvorgang. Die enthaltenen Gerbstoffe hemmen das Wachstum bestimmter Bakterien und wirken so auch bei Durchfall oder Infektionen im Intimbereich.
Frauenmantel wirkt ähnlich wie die weiblichen Geschlechtshormone der Gruppe Gestagene, es lindert die Reizbarkeit und Hungerattacken und fördert die Fruchtbarkeit.
Augentrost (Euphrasia officinalis)
Euphrasia wird 5 – 25 cm hoch. Die Blüten sind weiss-rosa mit einem gelben Fleck. Augentrost wächst auf Weiderasen und frischen Magerwiesen. Bereits seit dem Mittelalter wird Augentrost zur Behandlung von Augenleiden verwendet.
Angewendet wird sie als Heilpflanze bei Entzündungen und Ermüdung der Augen. Als Tee soll Augentrost bei Magen- und Darmbeschwerden helfen. Als Umschlag und Waschungen kommt Augentrost auch bei Hautproblemen zum Einsatz In der Homöopathie wird Euphrasia gern, bei Bindehautentzündung mit wundmachendem eitrigem Ausfluss in Form von Augentropfen verabreicht. Auch bei Heuschnupfen und Schnupfen in Folge von Erkältungen wird Euphrasia oft verwendet.