Wo kein Wasser, da kein Käse

de Lukas Weithas | Tamons

08.11.2021

Wasser ist eine enorm wertvolle Ressource auf der Alp. Sowohl bei der Viehwirtschaft als auch bei der Käseproduktion geht nichts ohne Wasser.

Bei der Milchproduktion erhält der Bedarf, die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser oft weniger Beachtung als das Futter. Trinkwasser deckt 80 bis 90 Prozent des gesamten täglichen Wasserbedarfs der Kühe.

 

80 Liter Wasser pro Tier

Kühe trinken zirka vier Liter Wasser pro Kilogramm produzierter Milch und dies grundsätzlich in kurzen Etappen (7-12 pro Tag), in welchen sie jeweils 10 bis 20 Liter Wasser aufnehmen. Sie trinken besonders nach dem Melken und während der Fütterung. Je nach Temperatur benötigt eine Milchkuh pro Tag zwischen 80 und 150 Liter Wasser.

Gerade in den Sommermonaten des Alpbetriebs mit teils hohen Temperaturen und grossen Kraftanstrengungen aufgrund weiter Wege benötigen Kühe ausreichend sauberes Wasser.

Mit der Weideeinteilung versuchen wir am besten an zwei Brunnen dessen Verfügbarkeit zu gewährleisten: idealerweise im unteren Bereich der Weide – für schwächere – sowie im oberen Bereich für geländegängige Kühe.

Arbeiten an der neuen Quellfassung für das Hintersäss (2020).

70 Tröge auf Tamons

Die letzten Jahre wurde auf der Alp Tamons ein Grossprojekt verwirklicht, bei welchem die Wasserversorgung (Quellfassungen, Brunnenstuben, Weidebrunnen, Leitungen etc.) enorm ausgebaut wurde. Dies konnte durch Förderungen des Kantons St. Gallen, dank diversen Stiftungen und einem privaten Grossspender finanziert werden.

Insgesamt wurden in den letzten vier Jahren zirka 70 Brunnentröge gesetzt, was für uns als Personal einen enormen Luxus darstellt und die Arbeit stark erleichtert: weniger Umzäunen, sprich besseres Weidemanagement, bessere Wasserversorgung und -verfügbarkeit für die Kühe – das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass wir die Weiden intensiver nutzen können.

Reines Wasser für die Käserei

Auch in der Käserei wird Wasser benötigt – nicht nur in rauen Mengen zum Reinigen sämtlicher Produktionsmittel, sondern auch zum Kühlen des Kessi etwa und sogar als Zutat im Käse (der Halbhartkäse enthält zirka 10 Prozent Wasserzusatz). Dieses Wasser muss deswegen einwandfrei sein.

Dafür werden auch regelmässig Proben genommen. Schlimm wäre beispielsweise der Nachweis von Kolibakterien, die den Käse im Keller blähen lassen könnten. Die gesamte Produktion müsste dann vernichtet werden. Ursachen sind verschiedener Natur.

Nicht selten ist es ein kleiner Abschnitt im Reinigungskreislauf der Rohrmelkanlage, der nicht gespült wird, ein Leck in einer Zuflussleitung oder auch ein verendetes Tier in Bereich der Quellfassung. Mit der Zeit sammeln sich an solchen Stellen Verunreinigungen mit teils gravierenden Folgen. Bei uns auf der Alp haben wir aus diesem Grund eine Filteranlage, die das Wasser für die Käserei und die restliche Hütte filtert.

Neuer Brunnen mit Rost (Sturzsicherung für das Vieh).

Fertige Quellfassung Hintersäss.

Weiden optimieren mit Wasser

Auch für die Weiden und deren Futterzusammensetzung ist eine gute Versorgung wichtig. Zu viel Wasser bedeutet Sumpf und magere Vegetation. Zu trocken und Borstweiden entwickeln sich. Beides ist nicht sehr „melch“. D.h. beides führt zu verminderter Ergiebigkeit in punkto Futter-Milch-Umsetzung. Insofern kann es durchaus Sinn machen an gewissen Stellen mit Be- oder Entwässerungsgräben die Weide zu verbessern.

Die Wasserversorgung mit allem was dazugehört ist zuletzt auch ein massiver Eingriff in die Ökologie einer Landschaft. Insofern muss sie sorgfältig vorangetrieben bzw. ausgebaut werden – am besten durch einen Entscheidungsprozess, der sowohl die Interessen und Expertisen der Älplerinnen und Älpler, aber auch jene von Natur- und Umweltexpertinnen und -experten berücksichtigt.

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