Melken – wie geht’s und worauf achten wir?

katharina

de Katharina Rhyner | Empächli

22.07.2021

Auf unserer Alp gibt es drei Melker: Theresa, Sandra und Jörg. Jeder melkt am Tag «seine» Kühe zweimal. Wie das genau geht, erfahrt ihr hier.

Zur Herstellung von Käse braucht es Milch. Und dafür werden unsere Kühe gemolken. Dabei kann man Vieles falsch machen und es braucht Wissen und Erfahrung, um richtig zu melken. Das richtige Vorgehen dabei ist die Basis für gesunde Euter und eine gute Milchqualität.

Der Aufbau des Euters

Das Euter einer Milchkuh besteht aus vier Milchdrüsenkomplexen, also vier Eutervierteln. Jeder dieser Komplexe besitzt eine eigene Zitze. Erst nach der Geburt eines Kalbes werden diese Milchdrüsenkomplexe zur Milchbildung aktiviert und die Kuh kann gemolken werden. Unsere Kühe geben im Schnitt etwa 13 bis 20 Liter Milch im Tag. Das heisst etwa 6,5 bis 10 Liter pro Melkvorgang und Kuh – wir melken die Kühe zweimal am Tag. Morgens um halb acht und abends um sechs. In ein paar Tagen ändern wir unser bisher gewohntes Morgenprogramm mit Morgenweiden zu «aus dem Nest melken». Das heisst, dass wir dann jeweils um 6 Uhr melken.

Der Melkvorgang – Vorbereitungen

Erst einmal müssen die Kühe von der Weide geholt und im Stall angebunden werden. Für uns ist wichtig, dass die Kühe an Plätzen stehen, an denen sie sich wohl fühlen. Sie sollten nicht von ihrer Nachbarin gestresst werden, denn dann kann der Melker nicht ungestört melken. Wenn eine Kuh gestresst ist, kann es sein, dass sie die Milch nicht richtig laufen lässt oder nach dem Melkaggregat tritt. Es immer gut, wenn der Melker entspannt ist, sich auf das Melken konzentrieren kann und nicht an zu vielen anderen Dingen herumdenkt.

Als erstes werden die Zitzen vorgemolken um Dreck und Keimrückstände von der Zitzenkanalöffnung zu beseitigen.

Danach werden die Zitzen gründlich geputzt. Wir verwenden dazu Holzwolle und desinfizieren sie anschliessend mit einem Euterputztüchlein. Der Vormelkbecher ist schwarz, sodass der Melker gut erkennen kann, ob die Milch in irgendeiner Weise verändert ist. Ob sie beispielsweise Fetzen hat oder blutig ist. Dies kann zum Beispiel nach einem Hornstoss einer anderen Kuh der Fall sein.

Das Vorgemelk bekommen bei uns Hund und Katzen.

Die Massage der Zitzen bewirkt ein Zusammenziehen der Milchbläschen des Milchdrüsengewebes. Die Milch wird aus diesen Bläschen in die Sammelgänge gepresst: Die Milch schiesst ein.

Durch das Einschiessen der Milch wird das Euter immer praller. Mit der Hand kann man fühlen, wann es prall genug ist um das Melkaggregat anzuhängen. Wenn die Kühe am Anfang der Laktation (eine Laktation oder Milchgebephase beginnt nach dem Kalben und dauert im Schnitt etwa 300 Tage pro Jahr) noch viel Milch geben, dann schiesst sie auch schnell ein. Am Ende der Laktation muss man bei mancher Kuh recht lang massieren, bis etwas kommt. Zum Ende der Laktation nimmt die Milchmenge, die eine Kuh gibt, ab.

Beim Ansetzen des Aggregates achten wir darauf, dass es möglichst schnell geht und möglichst wenig Stallluft angesaugt wird. Die Milch würde den Geruch des Stalles annehmen und auch der Geschmack des Käses würde sich ändern.

Der Melkvorgang – melken

Beim Melken wird die Milch durch ein pulsierendes Vakuum (durch die Melkmaschine und einen Pulsator erzeugt) aus dem Euter gesaugt und das Blut wieder aus der Zitze nach oben massiert. Auch hierbei kann man wieder sehr gut mit der Hand fühlen, wie viel Milch sich noch im Euter befindet. Dann weiss man, wie lange es etwa noch braucht, bis die Kuh fertig gemolken ist. Bei uns wird besonders darauf geachtet, dass die Zitzen auf keinen Fall leer gemolken werden. «Leermelken» bedeutet, dass das Aggregat noch an der der Zitze ist, obwohl keine Milch mehr gemolken wird. Das Euterviertel ist also leer und wird immer noch gemolken. Durch den Dauerreiz des Euters können Euterentzündungen entstehen.

Wenn das Euter leer ist, hängen wir die Aggregate von Hand ab und besprühen die Zitzen mit einem desinfizierenden Pflegemittel.

Mit den Sinnen Melken

Fühlen

Mit dem Berühren des Euters kann der Melker fühlen, ob sich das Euter normal oder etwas wärmer oder härter als sonst anfühlt. Beginnende Euterentzündungen können erkannt und behandelt werden. Auch der Melkvorgang wird durch das Fühlen unterstützt.

Riechen

Durch das Riechen an der Kuh kann man möglicherweise Stoffwechselerkrankungen erkennen. Auch der Geruch der Milch ist wichtig und er sollte sich nicht verändern.

Sehen

Durchs genaue Betrachten der Kuh sieht man Verletzungen an Euter und Körper oder Klauenprobleme. Zum Beispiel beim Eintreiben der Kühe und beim Füssebelasten während dem Melken.

Vielen Dank fürs Lesen und einen schönen Abend wünscht das Team der Alp Empächli!

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