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Ein schöner Tag
de Lea Kluge | Schwandi und Laub
18.07.2018
David erzählt von einem gelungenen Tag auf Schwandi.
Ein guter Tag beginnt in der Regel morgens mit trockenen Schuhen. Und dann geht es auch schon los die Kühe vom Berg zu holen.
David erzählt von einem gelungenen Tag auf Schwandi.
Ein guter Tag beginnt in der Regel morgens mit trockenen Schuhen. Und dann geht es auch schon los die Kühe vom Berg zu holen. Auf unserer Seite beginnt die Morgendämmerung, sodass auch ohne Taschenlampe der Weg gut zu erkennen ist. Die ersten Vögel zwitschern schon munter und begrüßen den anbrechenden Tag.
Mit Lilly an meiner Seite geht’s den Berg hinauf. Oben angekommen, werden wir mit dem Sonnenaufgang belohnt. Auch die Kühe suchen sich immer den Platz für die Nacht, mit der schönsten Aussicht. Von hier aus kann man ins Tal blicken und sieht das langsam erwachende Dorf. Die Straßenlaternen beleuchten mit ihren gelben Schein die Straße und auch die ersten Autolichter sind zu erkennen. Dreht man sich etwas, sieht man die noch vom Schneebedeckten Gipfel der umliegenden Berge, die vom ersten Sonnenlicht erstrahlen und noch imposanter wirken.
Lilly ist natürlich schon hellwach und kann es kaum erwarten die Kühe in den Stall zu bringen. Aber ich gönne ihnen und auch mir noch einen Moment der Ruhe. Aber dann wende ich mich wehmütig von dem Panorama ab und den Kühen zu. Kuhglocken und Gebell erfüllt die eben noch ruhige Morgenluft. Der Tag beginnt.
Nach dem Melken, Kuhstall säubern und dem Frühstück, werden die Kühe zurück auf die Weide gebracht. Dort angekommen, bleiben die Kühe erstmal ruhig stehen und käuen wieder. Ich lasse sie dort stehen und gehe mit Lilly weiter zu den Rindern. Inzwischen versucht die Sonne auch unsere Seite zu erwärmen. Aber ein Großteil liegt noch im kühlen Schatten.
Das Gras ist vom Morgentau etwas feucht und streift an meinen Beinen, auf dem Weg entdeckte ich viele Insekten und bunte Blumen. Auch das Glockengeläut der Kühe entfernt sich, sodass ich wieder leisere Geräusche wahrnehmen kann. Die Vögel, Bienen und natürlich die Kuhglocken der Kühe auf dem Berg gegenüber.
Neben der Musik des Berges dringt auch ein Duft der Weiden in meine Nase. Die Kräuter und Blumen duften ganz besonders. Am, für andere Menschen, noch frühen Morgen, freue ich mich dass die Sonne die morgendliche Kälte vertreibt und mir den Rücken wärmt.
Das hellere Glockenspiel der Rinder kündigt an, dass ich gleich mein Ziel erreicht habe. Dort angekommen, werde ich sogleich von den ‚kleinen‘ mit mehr oder weniger lautem Muhen begrüßt. Neugierig kommen sie auf mich zu und beschnuppern Lilly und mich. Die sonst eher aufgedrehte Lilly spürt wohl meine Ruhe und weiß, dass sie hier keine Kühe treiben darf. Geduldig bleibt sie an meiner Seite und schleckt den ganz neugierigen Rindern die Nase ab. Wenn es ihr zuviel wird, läuft sie etwas hin und her um die lästigen Rinder los zu werden.
Trotz der lieben und zutraulichen Rinder ist Vorsicht geboten. Ein gut gemeinter Kopfstoß der dazu auffordern sollte, die Kuh zu kraulen, kann schnell im unebenen und steilen Gelände unangenehm werden. So behalte ich lieber alle Tiere im Blick und den Hirtenstock einsatzbereit.
Nachdem alle Rinder kontrolliert wurden, genieße ich noch einmal die Aussicht und mache mich dann auf den Weg zurück. Die Herde begleitet mich noch bis zum Zaun und schaut mir hinterher, als würden sie sagen, „Bring doch bitte beim nächsten mal Salz und Mineralfutter mit.“
Das Gras ist inzwischen komplett trocken und die Sonne hat es auch zu uns geschafft und an Kraft und Wärme gewonnen. Auf dem Weg sehe ich, dass die meisten Milchkühe nun auch wieder am fressen sind.
Als nächstes möchte der Käse gepflegt werden. Das heißt: Käselaib vom Brett nehmen, wenn nötig abreiben, einmal umdrehen und zurück an seinen Platz. Im Käsespeicher bin ich auch gerne. Da sieht man wofür man jeden Morgen früh aufsteht und so viel arbeitet. Auch der Geruch des reifenden Käses ist ganz besonders. Noch haben alle Laibe im Regal Platz. Später werden die gereifteren aufgestellt. So nehmen sie weniger Platz weg und sind auch leichter zum Pflegen. Aber dafür müssen sie schon eine gewisse härte haben, damit sie sich nicht mehr verformen.
Zurück an der Hütte wird das Mittagessen zubereitet. Anschließend gibt es die wohlverdiente Pause.
Am Nachmittag werden noch kleinere Arbeiten erledigt wie z.B.: Holz stapeln, Geschirrspülen, aufräumen… und selbstverständlich wird noch einmal gemolken. Mit den dazugehörigen Aufgaben.
Nachdem am Ende des Tages die Hühner eingestallt und alle Tiere verpflegt wurden, kommen die zum Glück immer noch trockenen Schuhe Einsatzbereit an ihren Platz wo sie geduldig auf den nächsten, hoffentlich genau so schönen Tag warten.
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