Ein Missgeschick kommt selten allein

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de Vreni Müllener | Mittelberg

26.06.2015

Jetzt sind wir eigentlich so gut eingelebt, dass wir meinen, alles im Griff zu haben. Die Arbeiten sind wieder sinnvoll ein- und zugeteilt und jeder Tag verläuft nach einem ähnlichen Muster. Wer das Aelplerleben nicht liebt, sieht es zuweilen als langweilig und eintönig an.

Jetzt sind wir eigentlich so gut eingelebt, dass wir meinen, alles im Griff zu haben. Die Arbeiten sind wieder sinnvoll ein- und zugeteilt und jeder Tag verläuft nach einem ähnlichen Muster. Wer das Aelplerleben nicht liebt, sieht es zuweilen als langweilig und eintönig an. Manchmal schaffen da die Turbulenzen um die Käserei Abhilfe. Am fünften Tag  kämpfen wir  gegen einen Sturzflug der Sirtenkultur. Alle Kniffe aus der Trickkiste helfen nicht weiter, es bleibt uns nichts anderes übrig, als noch mit der schwachen Kultur zu käsen, um dann mit frischen Bakterien neu zu starten. Wir stellen uns darauf ein, dem Käsebruch die nötige Zeit zu lassen, damit er richtig reifen kann. Aber o weh, beim Blick ins Käsekessi  machen wir lange Gesichter – statt in den Schluck (geronnene Milch) greife ich in einen Kupferkessel gefüllt mit fast 400 l gewöhnlicher, flüssiger Milch. Was jetzt? Abwarten und hoffen, dass  mit der Zeit doch noch etwas im Kessi geschieht oder nochmals Lab hinzugeben? Gemeinsam entscheiden Alfred und ich, mit Labpulver nachzuhelfen, was sich kurze Zeit später als Fehler herausstellt. Denn nun arbeitet alles viel zu schnell, statt feinen weissen Schluck haben wir in kurzer Zeit ein gelb-weisses Gemisch, aus dem wir nun versuchen, Käse herzustellen. Trotzdem  geben wir unser Bestes und sind guter Hoffnung, dass doch noch etwas Essbares daraus wird. Diese Hoffnung verdüstert sich schnell, als mitten im Aufwärmen der Käsemasse plötzlich der schwarze Blechdeckel des Heisswasserkessels, der auf dem Feuergrubenrand steht, mit Zimbalenklang im Käsekessi versinkt. „Der Papa wird’s schon richten, er macht alles was sonst keiner gerne tut!” Mit dieser Hoffnung rufe ich meinen Mann zu Hilfe. Wir helfen einander, das unhygienische Ding aus der heissen Käsemasse zu fischen. Zum Glück hat das der Lebensmittelinspektor, der vor kurzem da war, nicht gesehen, denke ich im ersten Schreck. Doch, er darf es wissen, denn wir führen  eine genaue Produktionskontrolle. Nachdem so vieles schief gelaufen ist bekommen die drei Käse dieses Tages ein grosses Kreuz in die Tabelle, was bedeutet, dass sie nicht verkauft werden dürfen und, wenn überhaupt, nur für den Hausgebrauch verwendet werden können. Wer hätte das gedacht, am nächsten Morgen trugen wir – erleichtert- drei schöne, goldgelbe Käselaibe in den Keller.

 

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