- Histoires d’alpage
- Die Quelle des Lebens
Die Quelle des Lebens
de Katharina Rhyner | Empächli
06.12.2021
Nichts geht ohne Wasser. Auf der Alp, wo sich das Leben noch einmal mehr nach der Natur richtet, wird das besonders deutlich.
Wasser ist auf einer Alp unersetzbar. Die Kühe brauchen frische saftige Weiden und Bachläufe und Brunnen gefüllt mit frischem Quellwasser. Nur dann geben sie Milch und wir können Alpkäse und Butter herstellen. Das Kühlen von Milch, Kultur, Salzbad, Lebensmitteln, das Abwaschen – alles benötigt Wasser. Auch wir Älpler brauchen Wasser: zum Trinken, Putzen und zur Körperpflege. Das schönste ist es, nach oder während der anstrengenden Arbeit ein paar Schlucke kaltes frisches Wasser aus einer Quelle zu trinken oder die Abkühlung und Erfrischung mit einem Bad im Bach oder im Brunnen, was allerdings nicht jedermanns Sache ist …
Von Wasserknappheit bis Starkregen
Die Sommer 2016, 2018, 2019 und 2020 waren im Allgemeinen sehr trockene Sommer. Auf manchen Alpen musste die Saison eher beendet werden, da das Wasser knapp wurde. Die Alp Empächli liegt oberhalb von Elm in einem sehr niederschlagsreichen Gebiet. Wir hatten zum Glück bisher noch keine Probleme mit Wasserknappheit. Im Gegenteil, durch Starkregenereignisse hatten wir 2020 und auch in diesem Jahr kleinere Murengänge auf den Kuh- und Rinderweiden. Durch längere Trockenperioden im Sommer haben wir grössere Zeitfenster zum Heuen. Auch die Kühe machen nicht so viel Dreck auf den Weiden und der Keimdruck nimmt ab.
Das Wasserschloss
Die Alpen werden das Wasserschloss Europas genannt. Sie sind die Quelle für viele grosse Flüsse: zum Beispiel Rhein, Rhone, Po und Inn, und sie beinhalten viele Seen, Bäche und Gletscher. Der Aletschgletscher ist der grösste Talgletscher in den Schweizer Alpen. Die Wasserreserven der Schweiz betragen rund 340 km³. 134 km³ davon sind in Seen und Stauseen und 150 km³ als Grundwasser gespeichert. 57 km³ sind in Form von Gletschern gespeichert. (Quelle: BAFU)
Durch die globale Erwärmung nehmen Oberfläche und Volumen der Gletscher kontinuierlich ab. Selbst in relativ kalten und niederschlagsreichen Jahren, wie 2021, ist die Differenz von Massenzufluss und Massenverlust – die Massenbilanz der Gletscher –negativ. Es wird von einem Gletscherschwund gesprochen.
Der komplexe Wasserkreislauf
Der Wasserkreislauf ist sehr komplex mit vielen Einflüssen. Vereinfacht sieht er wie folgt aus: Wasser fällt in Form von Schnee oder Regen auf die Erde, versickert im Boden, fliesst ab oder verdampft als Wasserdampf. Es fliesst in Quellbächen, Flüssen und Seen bis zum Meer. Auf dem Weg verdunstet es und gelangt wieder in die Atmosphäre, wo es durch die Luftzirkulation transportiert wird und irgendwann wieder als Niederschlag zur Erde fällt.
Durch die globale Erderwärmung wird dieser Wasserkreislauf intensiviert und auch die jahreszeitliche Verteilung der Niederschläge und Abflüsse ändert sich. (Quelle: BAFU)
Wie genau sich die globale Erwärmung auf den gesamten Wasserhaushalt mit all seinen Folgen und Veränderungen auslöst, kann sicher nicht genau vorhergesagt werden. Was wir aber für unseren Standort sagen können, ist dass sich die Erwärmung auch positiv auswirken kann. Ich bin froh, wenn wir auf der Alp nicht jeden Monat einmal Schnee haben, wie es früher der Fall war, sondern auch etwas den warmen Sommer geniessen können.
Plus d'histoires