Chum säsäsäsä, chum Chueli chum

de Anne-Sophie Klee | Oberstockenalp

05.07.2016

Letzte Woche haben wir einige Tieraufzüge erlebt. Am Montag sind die Säuli gekommen – die Wanderleute im Gondeli der Stockhornbahn haben schön gestaunt, als da sechs Säuli in der Kiste mitreisten! Die Tiere geniessen den neuen Stall, graben und wühlen tüchtig im Boden und freuen sich über die Chäsmilch morgens und abends.

Letzte Woche haben wir einige Tieraufzüge erlebt. Am Montag sind die Säuli gekommen – die Wanderleute im Gondeli der Stockhornbahn haben schön gestaunt, als da sechs Säuli in der Kiste mitreisten! Die Tiere geniessen den neuen Stall, graben und wühlen tüchtig im Boden und freuen sich über die Chäsmilch morgens und abends. Den Wanderern grunzen sie fröhlich entgegen. Gestern eine Schrecksekunde: das Säuli Fredu (getauft wurden sie nämli auch) hat sich das Hinterbein ausgekugelt. Aber unsere SchweineflüstererInnen haben ihm gut zugeredet und Arnika eingerieben. Jetzt humpelt es wieder im Dreck umher.

Am Dienstag dann haben wir im Tal unten übernachtet. Um vier Uhr ein Kaffee, Brot und Chäs, dann gings auf die Vorweide, wo wir die Guschtis zusammentrieben und zählten. Bald stiessen auch die Milchkühe dazu, die mit ihren Bauern gelaufen kamen und los ging es den Berg hinauf – mit 70 Tieren. Ein Glockengeläut bei Sonnenaufgang, unbeschreiblich! Die beiden Käbli mochten nicht mithalten, weshalb wir sie ins Auto einluden und ein Stück hochfuhren. Alles ging gut, drei Rindli machten zwar einen Schrecksprung in den See, fanden den Weg ans Ufer aber sofort wieder. Oben auf der Oberstockenalp wurde die Herde getrennt: die Mutterkühe und ihre Kälber zum See hinunter, die Guschtis hoch zum Gadä, die Milchkühe in den Stall bei der Alp. Für die ZüglerInnen gabs ein herzhaftes Zmorge auf der Sonnenterrasse – alle zfride und froh nach der gäbige Züglete.

Am Wochenende sind dann auch noch die Häsli vom Tal gut oben angekommen, jetzt sind wir vollzählig.

Jetzt tönts also hie obe. Wunderbar! Nach Kuhglocken, nach zufriedenem Wiederkäuen, nach Muhen und Stampfen. Und oft auch: „Chum säsäsäsä, chum Chueli, chumsä chum!“, wenn wir Chüejer den Tieren rufen. Mal mehr, mal weniger erfolgreich…

Die Mutterkühe mit den Kälbli weiden Tag und Nacht draussen, sie werden nicht eingestallt. Wir besuchen die Herde jeden Tag, geben den Tieren Salz, schauen ob sie gesund und munter und vor allem vollzählig sind. Die Guschtis sind tagsdurch im Stall, abends dürfen sie auf die Weide und am Morgen holen wir sie wieder hinein. Bis sie unseren Rufen folgen, ihren Platz im Stall kennen und sich geduldig anbinden lassen gibt es noch einige Kämpfe auszutragen. Mein Herz hat recht geklopft, als ich das erste Mal alleine zum Guschti einstallen geschickt wurde! Die drei Grauen sind meine liebsten. Die Milchkühe werden im Stall grad bei der Alp gemolken. Morgens um viertel nach sechs holen wir sie von der Weide, melken – tagsüber bleiben sie drinnen, so sind sie vor der Hitze und den Fliegen geschützt. Nach dem Abendstall dürfen sie dann nach draussen.

Mit den Kühen gibt’s hier oben jetzt natürlich auch frische Milch! Und Käse! Viel Käse! Und Nidlätäfeli! Und frische Anke! Und eigenen Rahm auf der Merengue! Eine kalte Ovi nach der Blackenjagd und vor dem Abendstall ist herrlich.

Gäste hatten wir natürlich auch vergangene Woche, dreimal wurde gfüüret im Feuerring. Für Gruppen ab 12 Personen kann er bestellt werden. Da gibt’s Fleisch, Maiskolben, Tomaten, Pilze, Peperoni, Knoblauchbrot…viel Feins vom Feuerring! Und dazu ein Salatbuffet mit Gschwellte und Brot. Supergut! Kein Wunder, ist der Ring beliebt.

Die Alp ist für mich eine Herausforderung, manchmal komme ich an Grenzen, aber es geht dann immer irgendwie. Und das ist eine unbezahlbare Lebenserfahrung. Es gibt viiiel zu lernen, die Tage gehen im Flug vorbei und beim zämehöckle abends ist da eine grosse Zufriedenheit. Manchmal reichts für ein Bad im Bergsee, manchmal einfach fürs Sitzen auf der Laube. Natürli bin ich immer müde, aber langsam möge dBei besser ueche und die Arme gewöhnen sich an die vollen Milchkannen. Die Angst vor den Hörnern nimmt ab, die Holzwolle im Hosensack wird normal. Und ich muss nicht mehr nachsehen, wie viel ein Oberstockenteller oder ein Gurtenbier kosten.

Die Sonne bleibt ja noch eine Weile, also kommt uns doch besuchen!

PS: Die weggeworfene Aludose habe ich bei den Guschtis gefunden. Wenn man Abfall auf unseren Weiden liegen lasst, passiert folgendes: die Tiere trampen drauf, verletzen sich an den Kanten und Splittern oder schlimmer noch, sie fressen sie. Dann zerschneiden ihnen die Glasscherbe oder das Alustück den Magen und sie sterben. Also bitte bitte packt die Sachen ein! Lasst sie nicht liegen! Gilt übrigens nicht nur für die Alpen.

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