Zurück zum Unterstafel

von Erika Rhyner | Empächli

06.09.2016

Liebe Alpfreunde Wir Älpler sagen es "Herbstelt" wenn es zurück an den Unterstafel geht. Mit Wehmut haben wir am Morgen noch im Pleus gemolken.

Liebe Alpfreunde

Wir Älpler sagen es “Herbstelt” wenn es zurück an den Unterstafel geht. Mit Wehmut haben wir am Morgen noch im Pleus gemolken. Die Stille (das Surren des Melkmaschinenmotores und das Klingen der Kuhglocken untermalt die Stille) und das herrliche Wetter genossen. Die Kühe haben von dem bevorstehenden Marsch noch nichts geahnt. Ruhig ist eine Kuh nach der andern in den Melkstand gekommen, hat ihre Miich abgeliefert und ist wieder aus dem Melkstand getabbt. Nicht nur die Kühe sind jetzt müde auch wir Älpler arbeiten ohne viele Worte, inzwischen sitzt ja schon jeder Griff und wir verstehen uns ohne Worte. Morgens, wenn wir mit dem Traktor ins Pleus kommen hat Martina die Kühe bereits zusammen getrieben, und wir beginnen im Dunkeln zu melken. Manchmal vergessen wir sogar die Lampe anzuzünden, welche Jörg installiert hat. Eine Lampe im Pleus? Eine echte Lampe mit Strom –  den Sportbahnen seis gedankt.

Nach dem Melken waren wir dann ganz fit, alles zusammenräumen – heute ist ja Zügeltag. Bloss nicht die wichtigsten Sachen vergessen den am Abend soll ja alles am Unterstafel einsatzbereit  sein. Die Kühe hat unser emsiges Treiben nicht sonderlich beeindruckt. Vielleicht haben sie sich gewundert warum wir sie nicht auf die Weide treiben, sondern einfach stehen lassen. Nun galt es zuerst die Milch, die Agregate, alle Melkutensilien und den Melkmaschinenmoter, an den Unterstafel zu transportieren. Meine Aufgabe war, die Milch sofort zu kühlen, alles zu reinigen und die Hütte wieder einrichten. Jörg und Martina haben nach dem Frühstück die Kühe im Pleus geholt und sind mit ihnen an den Unterstafel gefahren. Ein Bisschen neidisch war ich schon. Gibt es etwas Schöneres, wie mit einem Senten Kühe zu fahren (fahren ist Älplerjargon – will heissen marschieren, Kühe treiben mit Rufen – chum See, See, chum und dazu das schöne Klingen der vielen Glocken und Schellen)?

Dafür durfte ich am Nachmittag mit dem frisch gekalbten Rind und seinem Frido den Weg zum Unterstafel unter die Füsse nehmen. Wir drei waren ein etwas sonderbarer Zotteltrupp. Das Kalb musste ich den ganzen Weg schieben und das Rind ist mir dauernd fast auf die Fersen gestanden. Nach zwei Stunden sind auch wir am Unterstafel angelangt. Ich bin ganz stolz auf Frido und das Rind.

Abends sind alle müde, aber glücklich, in den frisch bezogenen Betten gelegen. Nun geniessen wir die letzten vier Wochen dieser Alpzeit.

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