Zu unserer Alp gehören sowohl der landwirtschaftliche Teil mit Sömmerung von Tieren und Käseproduktion als auch der Berggasthaus-Teil. Nicht umsonst heisst das Ganze schliesslich «Berggasthaus Oberstockenalp».
Die Gäste können tagsüber in unserem Berggasthaus einkehren. In unserer Gartenwirtschaft und der Gaststube servieren wir einfache Kost, darunter auch viele Gerichte mit selbst produzierten Produkten wie Alpkäse, Mutschli, Butter usw. Daneben kann bei uns auch übernachtet werden – im Matratzenlager, in zwei Doppelzimmern und, am speziellsten: in drei Iglus.
Wie das Projekt entstand
Eigentlich wollten wir schon lange eine zusätzliche Zimmerkategorie zum Matratzenlager anbieten. Während der Pandemie 2020 waren wir dann zum Handeln gezwungen. Da unser Matratzenlager knapp 30 Betten in einem Raum anbietet, konnte dieses aufgrund der geltenden Regeln so nicht betrieben werden. Also mussten wir uns etwas einfallen lassen.
Innerhalb weniger Wochen konzipierten wir, was wir schliesslich unter dem Namen «Stärnebett» vermarkten würden: drei Iglus, die in der Nähe unserer Alphütten auf einer mobilen Plattform stehen sollten – darin einfaches Mobiliar sowie ein Toilettenhäuschen ausschliesslich für diese Gäste.
In dieser Zeit ergänzten wir uns als Familie ziemlich gut: Alle Familienmitglieder recherchierten, welches Produkt sich für dieses Unterfangen eignete. Das Iglu selbst ist beispielsweise ein Produkt aus Deutschland, ursprünglich als Rückzugsort im Garten gedacht. Mein Vater ist Zimmermann und meine Schwester Schreinerin – sie konzipierten den hölzernen Boden als Eigenkonstruktion. Meine Mutter kümmerte sich darum, dass Bett, Vorhänge und weiteres Mobiliar rechtzeitig zum Start der Saison vor Ort waren. Die Vorhänge sind Spezialanfertigungen, damit sie in die Rundung des Gestänges im Iglu passen.
Mein Part begann, als die Iglus schliesslich standen. Zu dieser Zeit war ich bei der lokalen Tourismusorganisation Lenk-Simmental Tourismus tätig – und mit etwas Glück konnten wir über diese Verbindung an der Kampagne «Million Stars Hotel» von Schweiz Tourismus teilnehmen. Das bescherte uns viel und weltweite Aufmerksamkeit, was super für die Bekanntheit des neuen Angebots war.
So übernachteten Anfang Juni 2020 die ersten zahlenden Gäste in den drei Iglus, denen wir die Namen «Stockhorn», «Heuflueh» und «Cheibehorn» gegeben hatten.
Ein Sommer, der vieles veränderte
Wer sich noch erinnern mag: Der Sommer 2020 war recht schön – was natürlich bei einem solchen Angebot von Vorteil ist. Viele Gäste zeigten sich begeistert von der Möglichkeit, draussen und doch nicht ganz draussen zu übernachten – also Zelten mit etwas Luxus (was eigentlich genau dem Begriff Glamping entspricht).
Da, wie bereits erwähnt, Reisen insbesondere ins Ausland schwierig waren, entdeckten viele Schweizerinnen und Schweizer ihr eigenes Land neu – was uns ebenfalls sehr entgegenkam. Die drei Iglus waren zwar nicht vollständig ausgebucht, am Wochenende jedoch immer besetzt.
Ein neues Publikum
Im Vergleich zu den Gästen, die das Matratzenlager anspricht, war das neue Publikum etwas anders. Es kamen zwar auch Leute, die sonst ebenfalls im Lager übernachtet hätten – doch mit diesem Angebot zogen wir auf einmal ein deutlich urbaneres Publikum an.
Unsere Gäste kamen nun aus der ganzen Schweiz und teilweise auch aus dem nahen Ausland. Da diese Personen nicht immer sehr bergaffin sind, führte das zu einigen kuriosen Situationen: Manche wollten mit dem Auto bis vor unsere Hütte fahren (was nicht geht – der Hinweis darauf ist sowohl auf unserer Website als auch bei der Buchung gut sichtbar platziert). Andere kamen in Turnschuhen oder Flipflops, wieder andere erwarteten eine Dusche – was es nicht gibt, da unsere Wasserzufuhr dies nicht zulässt.
Unerwartete Begegnungen
Dieses neue Publikum führte aber auch zu sehr schönen Begegnungen: Personen, die es sichtlich genossen, mit diesem etwas ursprünglicheren Lebensstil in Berührung zu kommen. Gäste, die riesige Freude und echtes Interesse an der Käseproduktion, der Landwirtschaft und vor allem an den auf der Alp heimischen Tieren zeigten. Wir haben wohl die meistfotografierten Katzen der Schweiz!
Als die Reisebeschränkungen schliesslich gelockert wurden, kamen auch vermehrt internationale Gäste zu uns. Besonders Freude bereitet es mir, mit Menschen aus aller Welt zu plaudern – darunter Neuseeländer, Australier, Besucherinnen und Besucher aus Alaska, Singapur und vielen weiteren Ländern.
Auf in die nächste Saison
Nun starten wir im Juni bereits in die sechste Saison mit unseren Stärnebetten. Jedes Jahr haben wir kleine Details weiter optimiert und freuen uns jeweils darauf, neue und bekannte Gäste willkommen zu heissen.
Eine riesige Freude ist es auch, dass einige Personen seit der Lancierung des Angebots jedes Jahr wieder einen Aufenthalt buchen. Auch ich freue mich nun riesig auf die kommende Saison – und hoffe, dass ich es dieses Jahr auch wieder einmal schaffe, selbst in einem der Iglus zu übernachten!
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