Wenn die Sonne auf den Alpen scheint, wärmt sie, lässt Gras und Kräuter wachsen, trocknet Käsebretter und sorgt mit ihren UV-Strahlen für eine nahezu keimfreie Oberfläche. Sonnenstrahlen können aber noch viel mehr.
Energie aus Sonnenstrahlen nutzen – eine 50 Jahre alte Technologie
Wenn Sonnenstrahlen auf beschichtete Fläche gelangen, kann elektrische Energie gewonnen werden. Der Physiker Edmond Becquerel hat schon 1839 festgestellt, dass unter Sonnenstrahlen die Spannung zwischen zwei Platinelektroden geringfügig zunimmt. 1882 wurden in Berlin die ersten 36 Strassenlaternen mit Stromanschluss in Betrieb genommen. Die direkte Umwandlung von Lichtenergie mittels Solarzellen in elektrische Energie wird in der Raumfahrt seit 1958 genutzt. Weltweit wird seit 2007 mehr elektrische Leistung aus Solarzellen gewonnen als aus Atomkraftwerken. Gerade dort, wo kein Netzanschluss besteht, wird die Solarenergie immer mehr zum Thema, mitunter auf den Alpbetrieben.
Sonnenkollektoren auf der Alp
Energetische Inselstandorte, welche nicht ans öffentliche Stromnetz angeschlossen sind, nutzen vermehrt erneuerbare Energien. Gemäss Schlussbericht von Energie Schweiz und dem Bundesamt für Energie BFE, ist die Erzeugung von Solarstrom praktisch überall möglich und erfolgt bereits an vielen Inselstandorten. Der elektrische Wirkungsgrad, also das Verhältnis zwischen der produzierten elektrischen Energie und der solaren Einstrahlung, liegt bei 15 Prozent. Ein wichtiges Element ist die Batterie, die den Strom über zwei bis drei Tage speichern kann. Beim Käsen braucht es viel Warmwasser, das traditionell mit Holz aufgeheizt wird. Eine Solarwärmeanlage mit einer Kollektorfläche von 6 m2 kann zum Beispiel rund 85 Prozent des Energiebedarfs für 50 Grad warmes Wasser liefern.
Vom Basteln zum professionellen Konzept
Im Blogbeitrag von vergangenem November erklärt Livia, wie die Sonnenenergie für das Bergrestaurant und auch die Touristen-Handys gute Dienste leistet. Wer sich stärker von der Sonne bedienen lassen will, braucht ein Konzept. Diese Konzepte werden von verschiedenen Fachleuten erstellt. Es gibt nicht DIE perfekte Solaranlage – jede Alp hat ihre Eigenheiten.
Im Berner Oberland erarbeitet Markus Frutig von der Frutig Real Estate Consulting in Zusammenarbeit mit der Energiewendegenossenschaft Bern mobile und stationäre Solaranlagen.
Auch Hans Grünig, Gründer von Clevertrailer, plant mobile Stromlösungen für seine Kunden. Ich habe ihm drei Fragen gestellt:
Martin Rüegsegger: Warum soll ein Alpkäseproduzent auf Solarenergie umstellen beziehungsweise investieren? Hans Grünig: Solarenergie ist zurzeit die günstigste und nachhaltigste Energieform zur Stromproduktion. Diese Energieform wird in Zukunft gegenüber fossilen Energieerzeugern noch attraktiver. Es ist davon auszugehen, dass die fossilen Brennstoffe immer teurer werden, deshalb jetzt investieren!
Martin Rüegsegger: Welches Budget braucht man, um eine kleiner Alpkäserei mit Solarstrom zu betreiben, und welche Finanzierungsmodelle gibt es? Hans Grünig: Das Budget ist vom benötigten Energie- und Leistungsbedarf abhängig. Dieser Bedarf wird in einem Fragebogen abgefragt. Unser Ansatz baut auf dem Konzept eines Solaranhängers oder einer Solarbox auf. Diese kann auch ausserhalb der Alpsaison im Betrieb eingesetzt werden. In dieser Form ist die Investition schneller amortisiert. Die verwendeten Komponenten wie Solarpanel, Batterie und Wechselrichter sind dieselben, welche auch in einer fixen Anlage eingebaut werden – mit dem Nachteil, dass diese bei einer fixen Anlage nur rund drei Monate verwendet werden können. Die verwendeten Komponenten sind auf eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren ausgelegt! Unter der Bedingung, dass damit die Melkanlage betrieben werden kann, liegt die Investition für ein 3-Phasen-System bei CHF 60’000. Es können über den Kanton bis zu 50 % der Investition als Fördergelder und zinslose Darlehen beantragt werden.
Martin Rüegsegger: Was muss ansonsten berücksichtigt werden? Hans Grünig: Eine gute Zufahrt oder ein befestigter Weg zum Alpbetrieb muss vorhanden sein. Auf der Alp muss gegebenenfalls die elektrische Installation angepasst werden. Der Platzbedarf ist circa 4 x 6 Meter und es muss genügend Sonneneinstrahlung vorhanden sein.
Hans Grünig, Gründer von Clevertrailer
Martin Rüegsegger, Geschäftsstelle Schweizer Alpkäse
Wer sich auch für die Stromproduktion mit einer mobilen Solarlösung interessiert, kann sich den erwähnten Fragebogen unter info@clevertrailer.ch oder via Telefon unter 076 385 07 42 bestellen.
Mein Fazit
Nachhaltigkeit wird auch in diesem Jahr ein zentrales Anliegen für Konsumenten bleiben. Ob mit Wasser-, Wind-, Holz- oder Solarenergie – wir müssen vermehrt auf emissionsarme Ressourcen setzen. Denn Alpkäse ist ein Naturprodukt.