Regen, Regen, Muskelkater

von asklee | Oberstockenalp

19.06.2016

Wir sind oben!! Der Alpsummer beginnt!

Wir sind oben!! Der Alpsummer beginnt!

Am Freitagmorgen mit Herzklopfen im Zug Richtung Erlenbach. Mit im Gepäck sind Regenhosen, Regenjacke, Gummistiefel, Regenhut…und eine Riesenfreude. Am liebsten würde ich allen SBB-Fahrgästen zujubeln, dass wir zbärg gehen.

Mit dem Materialbähnli transportieren wir unser Gepäck zur Hütte hinauf. Es hat noch Schneereste in den Tuelen und erst wenig Gras, aber wie schön sind die Bergwiesen anzusehen! Hier hat der Frühling erst begonnen, die Söiblueme (Löwenzahn) und die Schlüsseli blühen noch. Aber nass ists auch hier, und wie.

Dann ist putzen, einrichten, zwägmache angesagt. Und wenn es einmal nicht regnet: zuune. Das hört man, wenn man vom zbärg gehen erzählt, immer grad sofort: das cheibe zuune. Alle sprechen von den Schwirren und dem Schlegel und dem Stacheldrahtgnuusch. Für Nichtpürinnnen und Pure: zuune ist eine der wichtigsten Vorbereitungsarbeiten auf dem Berg. Tagelang schleppt man selbstgemachte Holzpfähle in die steilen Börter hinauf, schlägt die Schwirren in den Boden und befestigt den Stacheldraht (der unter der Schneedecke überwintert hat) daran. Oder bei den elektrischen Zäunen den elektrischen Draht. Als Alpanfängerin merke ich vor allem meine noch nicht vorhandenen Muskeln. Agraffen schlage ich auch zum ersten Mal ein und Stacheldraht abspannen lernt man in der Stadt nicht. Zum Glück darf ich mit geduldigen Mannen arbeiten.

Freitagabend kommt tatsächlich die Abendsonne. Und die 24 Schafe, die den Sommer über auf dem Strüssligrat über unserer Alp grasen werden. Die Gäste aus Deutschland sind beeindruckt vom Feuerring – und vom Steinadler, der vor ihren Augen ein junges Gemschi holt. Auch das gehört zum Bergleben. Die schwarzen Gewitterwolken bewegen uns in die warme Stube – und prompt beginnt es zu hageln! Bald ist die ganze Wiese weiss bedeckt. Am ersten Alptag erleben wir bereits die Wettervielfalt in den Bergen.

Sowieso ist man auf der Alp ganz nah an der Natur. Die Arbeiten sind vom Wetter abhängig. Am Samstagmorgen zeigt das Thermometer rund vier Grad an. Trotzdem zeigt sich no chli die Sonne, einige Gäste finden den Weg zur Alp. Am Nachmittag fahren wir zu dritt ins Tal, Holz spalten und beigen kann man nämlich auch bei Regen.

Der Wetterbericht verspricht auf nächste Woche 30 Grad und Sonne – wir hoffen darauf! So könnte das Gras no chli wachsen und die Wiesen abtrocknen bis zur Züglete am 28. Juni. Dann kommt unser Sömmerungsvieh auf den Berg.

Uf en guete Summer, Glück im Stall und im Chäller!

ornament

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