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Noch ist nicht fertig…
von Nadja Tschanz | Site Alp
16.09.2014
Die Kühe sind weg und doch ist hier noch viel los. Dieses Jahr ist alles etwas speziell und die "nachsommerliche" Leere blieb bei mir bis jetzt aus. Normalerweise werden die Kühe ganz unspektakulär vom Lastwagen abgeholt und wir bleiben mit mulmigem Gefühl und Melancholie im Herzen zurück.
Die Kühe sind weg und doch ist hier noch viel los. Dieses Jahr ist alles etwas speziell und die “nachsommerliche” Leere blieb bei mir bis jetzt aus. Normalerweise werden die Kühe ganz unspektakulär vom Lastwagen abgeholt und wir bleiben mit mulmigem Gefühl und Melancholie im Herzen zurück. Letzten Freitag hetzten wir, nachdem die Kühe abgeholt worden sind, aufgrund eines Termins gleich runter ins Tal. Am Samstag besuchten wir den Chästeilet auf der Zettenalp, wo meine Schwester diesen Sommer “z’Bärg” war. Ein wunderbarer Tag und der erste, den wir wieder in “Freiheit” verbracht haben. Am Sonntag ging es wieder rauf auf die Alp, denn schliesslich warten immer noch tausend Käse auf die wohlverdiente Pflege und die Lische musste eingebracht werden. Das übrigens bedeutet auch hier noch viel Handarbeit. Da die Lische in Feuchtgebieten wächst, ist es unmöglich diese Fläche mit schweren Maschinen zu befahren. Das macht mir nicht viel aus, ich helfe beim Rechen ganz gerne mit. Die Gedanken kann man schweifen lassen, die Sonne geniessen und zwischendurch einen kleinen Schwatz halten. Im Weiteren wird bei der unteren Hütte ein Stall erweitert und die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, keine Spur von Langeweile!
À propos Handarbeit: Den letzten Käse haben wir ganz traditionell in der alten Hütte hergestellt. Simon fügte sich schliesslich meinem Wunsch und entzündete das Feuer in der offenen Feuerstelle anstatt im Dampfkessel. Klar, musste vorher alles gut geputzt werden, wurde diese Käserei doch lange nicht mehr benutzt. Den ganzen Morgen rührten wir von Hand und ich glaube, wenn ich ein Haar übersehen habe an meinen Unterschenkeln, ist es jetzt ganz bestimmt weg… Das wurde also ganz schön heiss. So genossen wir den Morgen zu Dritt bei Kaffi Schnaps und verabschiedeten uns auf diese Weise vom Sommer. Die zwei hergestellten Käse sehen prima aus, doch wäre es definitiv nicht realistisch, die in der Hochsaison anfallende Menge an Milch dort zu verarbeiten.
Bereits verblassen die Erinnerungen an triste Tage, Schlamm und schlechte Laune und ich erinnere mich an die schönen Tage, an die gute Zusammenarbeit und die lustigen Erlebnisse. Nun werden wir überall gefragt: “Wie war der Sommer?” “Gut” sagen wir. Denn wie nur kann man all das Erlebte und die Emotionen in Worte fassen? Ganz ehrlich, ich glaube, das versteht nur, wer selber einmal “z’Alp” war. Nun freue ich mich sehr auf den Chästeilet im Justistal, der nächsten Freitag stattfinden wird. Da treffe ich ganz viele meiner Kollegen und Kolleginnen und freue mich wie alle über den produzierten Käse und werde vielleicht die Sennen auch fragen: “Und wie war der Sommer?”
Herzliche Grüsse
Nadja
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