Nachwuchs und verarzten

von asklee | Oberstockenalp

18.07.2016

Da ist er, der Sommer! Nach einer struben Wetterwoche. Auch bei uns hats geschneit, Mittwochmorgen war das Stockhorä weiss gezuckert bis zu unserem Guschtistall abe.

Da ist er, der Sommer! Nach einer struben Wetterwoche.

Auch bei uns hats geschneit, Mittwochmorgen war das Stockhorä weiss gezuckert bis zu unserem Guschtistall abe. Wir haben die Tiere am Vorabend eingestallt, weil Schnee zu erwarten war. Anders als Schafe sind sich Guschti nicht gewöhnt im Schnee nach Gras zu graben. So mussten sie halt eine Nacht und einen Tag im Stall „überwintern“. Bald war es zum Glück wieder grün und wir konnten sie umä uslah. Bis zur Alp hinunter mochte sich der Schnee nicht halten, da ists grün geblieben. Aber kalt wars, 2 Grad hat das Thermometer auf der Laube morgens beim Kafi angezeigt. Da tschudderets einem scho grad, wenn man aus dem warmen Bett in die kalten Überhosen und Stallstiefel schlüpft. Aber beim Eintreiben der Kühe (Bonita und Anemone warten immer schön am See, bis man sie holt und scheinen taub auf unsere Chüejer-Rufe) und beim Melken zwischen den warmen Kuhbäuchen wird man schnell wieder wohl.

In diesen kalten Tagen haben wir Nachwuchs erhalten auf der Alp. Sechs munzigkleine Hasen liegen gut verpackt und gewärmt im Nest aus Stroh und Hasenfell. Eine Riesenfreude! Auch die Mutterkuhherde ist um zwei Tiere angewachsen. Das Munikalb haben wir Forrest Gump getauft – seine Mutter hat sich nämlich von der Herde abgesondert und sich im Wald in einer Grube versteckt um zu kalben. Das war eine kleine Aufregung, als ich nur 21 Tiere gezählt habe und ue und abe geklettert bin bis ich die fehlende Kuh gefunden habe – und dann liegt da ein gesundes Kälbli. Man muss die Kleinen dann beobachten, ob sie das Euter finden und das Saugen begreifen. Forrest Gump hatte den Dreh schnell raus und ist seiner Mutter bald munter nachgehopst, auf no chli stageligä Bei. Am Sonntagmorgen hat wieder ein Kalb seinen Kopf aus dem Gras gestreckt, diesmal ein Kuhkalb. Es begreift nicht so rasch wie Forrest Gump, sucht das Euter und schleckt, aber saugen will es nicht so recht. Das chunnt scho, meint der Senn.

Verarzten mussten wir diese Woche ebenfalls: ein Guschti ist in einen Nagel getreten. Andy hat ihn mit der Beisszange herausoperiert, gesalbt und verbunden – äs himpet iz über dWeid. Ausserdem beschäftigen uns ein Grippeli (Panaritium) und ein Viertel, der einfach nicht gueten will trotz Salzteig und Ausmelken. Hier oben wird nicht sofort Antibiotika gespritzt, sondern viel anderes ausprobiert. Der Homöopathiekurs des Inforama steht auf der to-do-list für den Winter.

Der Wind hat noch zwei Tage kalt geblasen bis dann die Sonne aufs Wochenende kam. Der gestrige Sonntag war ein richtiger Wandertag, die Bähnler von der Stockhorn AG erzählten von 1200 Gästen in der Bahn.

Öppis möchte ich noch sagen: es erstaunt uns immer wieder, wie sorglos und unvorsichtig Wandersleute in der Nähe von Muttertieren sind. Kein Wunder, passieren da Unfälle! Hunde bitte an die Leine (jaja, dä macht scho nüt gilt nicht) und man muss imfall auch keine Selfies mit neugeborenen Kälbern machen oder geradewegs durch die Herde durchstapfen. Die Kühe sind keine bösen, sondern besorgt um ihre Kinder und verteidigen sie gegen Gefahren. Danke fürs respektieren.

Und der nächste Beitrag folgt übers Gold der Alpen – der Käsekeller füllt sich nämlich!

PS: Die Bilder sind diesmal von unserer Nachwuchsfotografin Anna

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