- Alpgeschichten
- Letzter Gruss vom Grätli
Letzter Gruss vom Grätli
von Elsbeth Bütikofer | Grätli
10.10.2016
Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird. (Albert Camus)
Der Herbst hat definitiv Einzug gehalten.
Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird. (Albert Camus)
Der Herbst hat definitiv Einzug gehalten. Die Natur ist sich farblich am verändern – der Sommer liegt hinter uns und hat sich verabschiedet. Damit gehört auch der Alpsommer der Vergangenheit an.
Ja, der Arbeitsalltag hat mich ordentlich wieder eingeholt, oder anders gesagt; wieder voll im Griff. Dem zu entfliehen, oder um nochmals in die Erinnerungen an den Grätli-Sommer einzutauchen, habe ich mich letzten Donnerstag vorerst zum letzten Mal zum Grätli aufgemacht.
Ein sonniger Herbsttag! Blauer, klarer Himmel mit strahlendem Sonnenschein, einfach prächtig! Mein Auto stellte ich auf dem Parkplatz vom Restaurant Rossberg ab, um mich dann zu Fuss mit Rucksack auf den Weg zu machen. In der Ferne surrte eine Motorsäge und in der Luft lag der Duft von Rauch und Herbst. Keine Kühe und keine Rinder waren mehr da, die Zäune sind geräumt, der Stacheldrahtzaun abgelegt. Der Alpsommer 2016 ist Geschicht.
Oben angekommern steht sie da die Grätli-Hütte. Läden und Türen sind geschlossen. Still. Leer. Verlassen. Ich halte inne und lasse den Erinnerungen Raum. Ein Chrampf war es und es hat mich gefordert bis an meine Grenzen. Ja, es war eine Grenzerfahrung. Kräftemässig und auch psychisch hat es mich mächtig herausgefordert. Werden wir das packen, wird der Käse gelingen? Da hat es doch die eine und andere Nacht gegeben, wo ich unruhig geschlafen habe. Ich habe eine neue Herausforderung und ein neues Abenteuer gesucht, und ich habe es gehabt!. Mit einem vollgepackten Rucksack, gefüllt mit Eindrücken, Erlebnissen und neuen Erfahrungen bin ich nach acht Wochen wieder Heimgezogen. Und mehr noch, je länger der Abstand zum Alpsommer je mehr spüre ich Freude und staune, dass wir’s geschafft haben und guten Käse gemacht haben:-) Und noch gewaltiger ist für mich den selber gemachten Käse in den Händen zu halten, zu schneiden und zu geniessen. Wow!
Auf der Suche nach dem grossen Glück vergessen wir oft, dass es die kleinen und einfachen Dinge sind, die uns wirklich glücklich machen. Jeden Tag hatte ich die Möglichkeit, mich an kleinen Augenblicken zu erfreuen, und waren es nur unsere Hühner welche in schnellem Tempo zu uns rannten, weil sie wussten, dass es etwas zu futtern gab. Aber auch immer wieder die Morgen- und Abendstimmungen mit dem Sonnenauf- und untergang und dem Glockengeläut der friedlich grasenden Tieren, waren Nahrung für das seelische Wohlbefinden.
Mit diesem letzten Blogeintrag verabschiede ich mich. Ich wünsche euch, liebe Alpgeschichtenleser/-innen, viel Glück und Freude an kleinen Dingen und Augenblicken. Alles Gute und Gottes Segen auf all euren Wegen.
Weitere Geschichten