Leise rieselt der Schnee…

von Efraim und Martina | Betelberg/Steinstoos

14.07.2016

Etwas mulmig war uns gestern schon, als wir unsere Tiere aus dem Stall laufen gelassen haben.. Am Wochenende noch brütete die Sonne über dem Betelberg und man konnte gar nicht genug Schatten bekommen. Doch nachdem dann unabhängig voneinander der 3.

Etwas mulmig war uns gestern schon, als wir unsere Tiere aus dem Stall laufen gelassen haben..

 

Am Wochenende noch brütete die Sonne über dem Betelberg und man konnte gar nicht genug Schatten bekommen. Doch nachdem dann unabhängig voneinander der 3. Wanderer gesagt hat geniesst das, nächste Woche kommt der Schnee, sind auch wir stutzig geworden und haben genau zugehört bei den Wettermeldungen im Radio.

 

Nachdem gestern Abend dann alle Tiere drausen waren, der Stall gemistet, das Milchgeschirr geputzt und wir gewaschen, machten wir es uns in unserer Stube gemütlich. Mittwoch ist das so Tradition, denn Mittwoch heist es im Sommer älperwunschkonzert im Regionalradio. Jodellider, Schwizerörgele und dazwischen immer wieder Grüsse von einer Alp auf die andere. Auch wir hatten gestern eine Mail mit Grüssen an unsere Nachbarn abgeschickt und lauschten gespannt, wann diese vorgelesen wird. Plötzlich wird die Idylle durch lautes Glockengeläute gestört. Ein Blick aus dem Fenster verriet alles. 16 Kühe kamen angerannt – im Galopp. Dahinter die ersten Schneeflocken. Alle versammelten sich vor der Stalltüre und rebellierten laut, dass diese verschlossen war.

Sie taten uns Leid. Aber was sollten wir machen? Wir haben nur einen Notvorrat an Heu, die Kühe müssen drausen bleiben. Und so zogen sie weiter, talwärts in den Wald. Wir waren froh. Sind die Kühe doch in Sicherheit.

Aber was ist mit unseren Kälbern? Die Kühe wissen, dass man bei Schnee talwärts geht in den schützenden Wald. Aber unsere Kälber sind noch klein, sie wissen das nicht. Wo sind sie wohl? Sie werden doch wohl nicht bergauf in die Felsen steigen..?

Heute morgen viel der Blick nach dem Wecker sofort aus dem Fenster. Schön sah es aus. Winterlich gepudert, dicke Flocken fielen vom Himmel, alles war schön weis. Schnell zogen wir uns warm an und nachdem der Stall eingestreut war ging es sofort raus auf die Suche nach unseren Tieren. Bei den Kühen und den Rindern genügte ein Ruf – und man konnte gar nicht so schnell schauen wie die ersten 24 Tiere fast gleichzeitig im Stall standen. Wo aber sind unsere Kälber? Wir suchten und suchten. Kletterten auf den Grad hinauf um den besseren Rundblick zu haben. Riefen und suchten weiter, und suchten und suchten.. 16 Kälber. Die können doch nicht einfach verschwinden? Was wenn sie durch den Zaun sind? Selbst 280 Hektar sind eben manchmal nicht Auslauf genug… und so liefen wir den Grenzzaun entlang. Und siehe da. Plötzlich ertönte ein leises Glöcklen. Dann ein zartes muhen. Wir riefen und dann begannen sie sich zu  bewegen und Antwort zu geben. Ganz unten in den Büschen hatten sie sich zusammengekauert. Ein Teil wirklich auf der falschen Zaunseite. Wir waren froh, als wir alle befreit hatten und unsere Tiere alle im Stall waren. Dort bekamen die kleinen dann ein warmes trockenes Strohlager und jeweils eine Portion kuhwarme Milch.

Beim Käsen wurde auch uns dann wieder warm und jetzt haben wir es uns wieder in der Stube gemütlich gemacht. Guten Gewissens – alle Tiere sind im Stall. Wir lesen, schreiben, hören Radio BEO und beobachten das Schneetreiben vor dem Fenster. Den Winter geniessen, bevor am Wochenende dann der Sommer wieder kommt :-)

 

Winterliche Grüsse vom Steistoos!

Martina

ornament

Weitere Geschichten

Das Wägen

Molke auf der Alp

Qualitätskontrolle beim Berner Alpkäse AOP