Käseribadarf in Moskau kaufen

von chaueter | Morgeten

29.05.2017

Für meine Arbeit  letzten Winter in Russland habe ich mir in Moskau  einen Inkubator gekauft, um den Reduktase -  und Buttersäuretest bei der zukünftigen russischen Milchlieferanten durchzuführen, Diesen Inkubator habe ich nun auf der Alp Morgeten um diese Tests auch durchzuführen, da wir auch Milch zukaufen. Der Test funktioniert folgendermassen:

Für meine Arbeit  letzten Winter in Russland habe ich mir in Moskau  einen Inkubator gekauft, um den Reduktase –  und Buttersäuretest bei der zukünftigen russischen Milchlieferanten durchzuführen,
Diesen Inkubator habe ich nun auf der Alp Morgeten um diese Tests auch durchzuführen, da wir auch Milch zukaufen.
Der Test funktioniert folgendermassen:
40 ml Milch werden auf 38°C aufgewärmt, 1 ml Methylenblau zugegeben und bei 38°C bebrütet. Anschliessend wir die Zeit bis zur Entfärbung gemessen. Diese Methode erfasst vor allem thermophile (wärmeliebende) Milchsäurebakterien, coliforme Keime, Staphylokokken, Streptokokken und Mikrokokken.
Die in der Milch vorhandenen Bakterien den Farbstoff Methylenblau ab. Dies geschieht umso schneller, je mehr stoffwechselaktive Bakterien in der Milch vorhanden sind. Die Entfärbungszeit sollte mindestens sechs Stunden dauern. Je länger die Entfärbungszeit, desto besser ist die Milchqualität.

Der Kauf meines Inkubators hat eine Geschichte, die ich euch erzählen möchte: Die Geschichte ist etwas lang, der Kaufprozess dauerte noch länger !

Wie man in Moskau einen «Apparat» kauft
In der einen Hand das Steuer, in der andern das Handy mit der «Karta» stand Nikolaj nach einer Stunde Autofahrt in der 22 -Millionen Metropole Moskwa, mit dem Auto vor der Barriere des «Industriekomplex SMR» Das Unternehmen sah zwar nicht sehr gross aus, sollte sich aber als sehr komplex erweisen.
Hinter der Fensterscheibe des Pförtnerhäuschens sass eine grimmig dreinblickende Frau, – nennen wir sie der Orientierung halber « Tatjana Donnerovka». Dieselbe verlangte unsere Ausweise zu sehen, die wir vorlegten, mit dem Wunsch, einen vor drei Tagen bestellten «Apparat» abzuholen.
«Donnerovka» griff zum Telefon, und telefonierte, mit einer Dame, die sich innerhalb des gleichen Pförtnerhäuschens in einer Art Schalter befand der mich entfernt an «Schneewittchen’s Sarg» erinnerte.
Diese Dame , -die jedoch keinerlei Ähnlichkeit mit «Schneewitchen» hatte, verlies nun  ihren «Glas-Schalter» und öffnete uns mit einem Schlüssel die Türe des Pförtnerhäuschens, begab sich anschliessend wieder in ihr  «Glas-Schalter» , um den Nikolaj, durch den Glas-Schlitz nach, seinem Anliegen zu fragen.?
«Den bestellten Apparat!»
«Das Schneewitchen» griff zum Telefon und meldete unseren Wunsch und unsere Bestellung, – wahrscheinlich im Kreml an. Wir mussten erneut Ausweis und Pass vorlegen, worauf sie die Informationen, die unsere Papiere enthielten, mit einem mit langem roten Fingernagel in einem Computer eingetippte. Es tönte wie ein Körner pickendes Huhn.
Das Kyrillische Alphabet kennt den Buchstaben  «H» nicht , und ich musste mündlich bestätigen, dass ich «Gaueter» und nicht Haueter  heisse. Sie erzeugte nun mit ihrem System zwei Kreditkarten mit zwölfstelligen Nummern, die sie uns durch ihren Schalterschlitz zuschob, mit der Information, das wir uns im «Komplex Nr. 3», beim Pförtner zu melden hätten, mit Blick auf die Uhr und der Zusatzinformation: «bistro, bistro,  dawaj! – denn es war schon vier Uhr.
Nikolaj gelang es mit seiner Weltgewandtheit auf Anhieb, mit seiner Karte das Drehkreuz zu öffnen, – ich probierte in meiner ländlichen Unbeholfenheit, unter den missbilligenden Blicken des «Schnewittchens» und der «Donnerovka» alle vier mögliche Varianten, dann öffnete sich auch mir der Zugang zum Gelände mit dem «Komplex Nr.3»

Der «Komplex Nr 3» war ein vierstöckiges Gebäude, mit einer massiven Eisentüre und einer Klingel.  Nikolaj klingelte mehrmals, worauf die Türe vom Pförtner des «Komplexes Nr 3» geöffnet wurde.
Der Pförtner, -er hatte sicher eine jahrelange Diensterfahrung aus einem sibirischen Straflager mitgebracht, schlurfte zurück in seine Loge und Nikolaj erläuterte ihm seinen Wunsch. «Den bestellten Apparat» Der Pförtner verlangte unsere Karten, verglich unsere Gesichtszüge prüfend mit der zwölfstelligen Nummer und notierte die Nummern nach einem umständlichen Bleistiftspitzen in der ersten Kolone seines «Journals», mit der genauen Eintrittszeit in der zweiten Kolone, – es war  16. 17. In der dritten Kolonne unsere Namen, in der vierten unseren Wunsch, in der fünften usw.
Er verwies uns ins Büro «Büro Numero 17, Etaga twa».
Die ebenfalls massive Eisentüre des besagten «Büros  Nr. 17»  im langen Korridor des zweiten Stockes war an der Innenseite mit einem  Schallisolierten Kunstleder versehen, was erklärte, dass es mehrmaliges lautes,- immer lauteres Klopfen brauchte, bis die Türe sich uns öffnete.
Eine Dame öffnete uns, und Nikolaj erörterte sein Anliegen, «Der bestellten Apparat ! ». Die Dame Nr. 1 verwies uns an eine Dame Nr. 2, die hinten im Büro in einer gläsernen Loge sass, die «Deschurnaja» sie hatte ebenfalls keine Ähnlichkeit mit einem «Schneewittchen»
Der Nikolaj Nikolajewitsch Petrov erörterte der «Diensthabenden» sein Anliegen, die verwies ihn an ein Pult gleich hinter unserem Rücken.
An diesem Pult sass ein freundlicher Herr, der den Nikolaj nach seinem Anliegen fragte. « Den Apparat» für den Schweizer!: Ah meine Frau war in St Gallen einmal!»
Dann speicherte er auf seinem PC mehrere Seiten einer umfangreichen Tabelle, startete ein neues Programm und druckte uns die Bestellung in dreifacher Ausführung aus, ich musste alle unterschreiben, er versah sie mit einem schönen Stempel und seiner Unterschrift, bitte: zwei Exemplare für die Akten, eines für mich
Mit diesem Exemplar hatten wir uns in die «3. Etaga, in die «Registratura», in’s Büro Nr 12, zu begeben.  An bezeichneter Türe der «Registratura», erhielten wir nach mehrmaligem klopfen, an die ebenfalls eiserne, schallisolierte Türe, Einlass.
Wir wurden erneut an eine «Diensthabende» in einer gläsernen Loge verwiesen, die ebenfalls keine Ähnlichkeit mit «Schneewittchen» hatte, (jedoch mit Schneewittchens Stiefmutter) Die Schwiegermutter studierte die Schriftstücke, fertigte zwei Kopien an und stempelte das Original und die Kopien zweimal und verwies mich an ein Pult neben der Eingangstüre. Dort hatte ich das Original und die zwei Kopien (nun mit drei Stempel) vorzulegen.
Die freundliche Frau an der Kasse bat mich um 19500 Rubel für «den Apparat»  
Ich händigte der Frau vier fünftausend-Rubelscheine aus, die sie mit einer Luppe auf Echtheit prüfte, um sich anschliessend zu einem Notenzählapparat an ihrem Arbeitsplatz zu begeben und die vier Scheine in einen Schlitz zu stecken.
Der Notenzählapparat zählte die vier Scheine in durch, -es stimmte, es waren tatsächlich vier! Nun druckte sie mir eine Quittung in dreifacher Ausführung , eine für mich, zwei für die Akten und stempelte sie alle ab.
Ein Stempel in Russland , ist nicht zu vergleichen mit einem Stempel in Westeuropa. Der Stempel hat die Aura von etwas Endgültigem. Dementsprechend ist er meistens in massives Messing graviert, gross, rund schwer, mit viel Text und einem Logo in der Mitte. Der eigentliche Akt des Stempelns erfolgt mit einem lauten Knall auf das Dokument , damit die Endgültigkeit auch akustisch wahrnehmbar wird. Mit einem der Quittungsexemplaren, die aussahen wie ein Staatsvertrag und den zwei noch vorhandenen Kopien mit drei Stempeln der «Registratura» von «Schnewittchens Stiefmutter» hatten wir uns ins. «Büro Nr 5 der Etaga Nr 4 « zu begeben, der Spedition
Nachdem sich uns diese Eisentüre geöffnet hatten  und ich mein abgestempelten Dokument zur Prüfung überreichte, berieten sich zwei Damen über die weitere Vorgehensweise und abermals wurde ein Dokument in dreifacher Ausführung gedruckt,, eines für das «Lagr» eines für die Akten, -und eines für mich.
Wir erhielten, die Information, dass wir uns mit unseren Schriftstücken nun zum « Büro Nr 1» in der zweiten «Etaga des Komplexes Nr. 4 » des «Lagrs» zu begeben hätten, um «den Apparat» in Empfang zu nehmen
In der Loge des Parterres des «Komplexes Nr 3», den wir nun zu verlassen beabsichtigten, wartete schon der missmutige Pförtner aus dem sibirischen Straflager in seiner Jacke , wir hatten unsere «Karta» erneut vorweisen, und er  notierte unsere zwölfstellige Nummer mit der genauen Austrittszeit, es war  «16 56»,   in seinem Journal.
Nun begaben wir uns mit den fünf gestempelten Aktenstücken, die wir auf unserem Weg über vier Büros in drei Stockwerken des Koplexes Nr 3 gesammelten hatten, zum «Büro Nr. 1 des «Lagrs» in der ersten Etaga, im Komplex Nr 4»
Dort hatten wir einem Pförtner erneut unsere «Karta» vorzuweisen hatten. Er notierte ebenfalls unsere Eintrittszeit  und die zwölfstellige Nr in seinem «Churnal», besah sich die fünf abgestempelten Dokument – ebenfalls missmutig, denn eigentlich war Feierabend.
Zu weit blätterten sie in einem dicken Buch, der «Inventur», zwecks Konsultation, ob der beschriebene, im  « zwölften Büro des 2.Stockes, im 3 Komplex bezahlte  «Apparat» vorrätig sei.
Er war vorhanden!
Ich unterschrieb die drei ausgedruckten Lieferscheine, und erhielt gegen Abgabe eines meiner 5 gestempelten Dokumente einen ebenfalls gestempelten Bezugschein, den wir im ersten Stock dem «Lagerist» vorzuweisen hatten.
Dieser händigte uns nach telefonischer Rücksprache mit dem Kremel eine Holzkiste mit «dem Apparat» aus, versah sie mit einem Aufkleber mit dem Text осторожность ! Vorsicht!
Wir begaben uns vorsichtig zum Pförtnerhäuschen des Haupteinganges, wo  «Tatjana Donerovka » und die Frau aus dem Schneewitchensarg schon ungeduldig warteten, denn, -ihr System meldete ihr, dass sich noch zwei Subjekte, eines davon ein Ausländer, auf dem Gelände aufhielten. Das Drehkreuz liess uns passieren, und gegen Vorweisen meiner abgestempelten Akten  und Abgabe der «Karta durften wir nach zwei Stunden den «Komplex Nr 3»  mit «dem Apparat» verlassen.
Der Apparat war keine Atombombe, es war der Inkubator für Milchprobender jetzt auf Morgeten in der Käserei steht

 

 

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