Jessica und Raphael Rinnerthaler sind seit dem Jahr 2017 treue Alpgeschichten-Autoren. Nachdem sie in den ersten beiden Jahren noch von der Alp Steistoos berichtet haben, erhalten wir nun seit sechs Jahren spannende Einblicke und schöne Fotos von der Alp Vorder Menigen.
Und nun gibt es wieder einen Wechsel: Jessica und Raphael werden den Alpsommer zusammen mit ihren drei Kindern Emil, Antonia und Amalia auf der Alp Moosbühlen am Hasliberg verbringen. Wir freuen uns sehr, über das Leben auf der «neuen» Alp zu lesen und haben Jessica und Raphael einige Fragen gestellt:
Jessica und Raphael, weshalb habt ihr euch für einen Alpwechsel entschieden?
Raphael: Wir waren sehr gerne auf unserer vorherigen Alp, sonst wären wir nicht sechs Sommer lang oben gewesen. Trotzdem war es aus vielen verschiedenen Gründen Zeit für ein neues Alpkapitel. Die Kinder sind grösser und dadurch wird vieles leichter bzw. ist wieder anderes möglich.
Jessica: Genau. Ich freue mich, wieder mehr Arbeiten im Stall und in der Käserei übernehmen zu können. Auf der neuen Alp gibt es eine Rohrmelkanlage. Das macht das Melken für uns beide leichter.
Kennt ihr die neue Alp bereits?
Jessica: Zuerst habe ich mich bei unserem neuen Alpmeister telefonisch über Moosbühlen erkundigt. Wir wollten einiges wissen, um uns eine Vorstellung von der Alp machen zu können. Auch um zu entscheiden, ob sie für uns überhaupt in Frage kommt. Am wichtigsten ist für uns dabei immer die Frage: Wie ist die Alp eingerichtet? Wie wird gemolken? Wie wird gekäst?
Raphael: Ich war im März zur Sennenehrung der CasAlp in Thun eingeladen. Bei dieser Gelegenheit habe ich unseren neuen Chef besucht. Leider konnten wir nicht bis zur Alp hinaufgehen.
Wie ist das Gefühl, nicht mehr an den bekannten Ort zurückzukehren?
Raphael: Ich bin voller Vorfreude und neugierig.
Jessica: Es braucht Mut, etwas loszulassen, was man so gut kennt. Es war schon ein Schritt ins Unbekannte. Wir haben einfach gehofft, dass wir bald eine neue Alp finden würden und nicht bis zum Frühling die Ungewissheit mit uns tragen müssen: „Hoffentlich finden wir noch eine Alp.“
Wie ist das für eure Kinder?
Jessica: Sie haben im Februar bereits die Koffer gepackt, „für auf die neue Alp“! Sie freuen sich riesig. Am meisten darüber, dass es auf der neuen Alp Schweine geben wird, und dass wir ev. Hühner mitnehmen können. Und über die neue Umgebung, die es zu entdecken gibt.
Welche Vorbereitungen braucht es, wenn man auf eine neue Alp geht?
Raphael: Wenn man mehrere Jahre auf der gleichen Alp ist, spielt sich vieles ein. Man kennt sich und jeder weiss, wie es läuft. Jetzt ist für beide Seiten alles neu. Wir reden miteinander und fragen gegebenenfalls nach, wenn etwas unklar ist. Wenn man schon einmal auf derselben Alp war, weiss man genau, was einen oben erwartet und wie die Hütte eingerichtet ist. Da weiss man auch ganz genau, was alles mit muss. Da werden sicher beim Packen nochmals Fragen aufkommen ;-)
Werdet ihr „eure“ Kühe vermissen?
Jessica: Die Vertrautheit werde ich vermissen. Im sechsten Alpsommer auf Vorder Menigen konnte ich morgens von einem kleinen Felsvorsprung aus die Kühe rufen. Dann kamen sie heim. Das war jedes Mal für mich wieder Gänsehaut pur. Die Tiere kannten unsere Art, unseren Ablauf, auch beim Stallen. Sie kamen gerne heim. Auf einer neuen Alp muss man sich erst wieder kennenlernen. Dann kommt auch die Vertrautheit wieder.
Welche Herausforderungen warten auf euch am neuen Ort?
Raphael: Das ist sicher die erste Zeit, bis alles läuft und jeder seinen Platz und den neuen Alpalltag kennt. Im ersten Sommer auf einer neuen Alp braucht man für alles länger. Je länger man auf einer Alp ist, umso mehr kennt man deren Besonderheiten: Die Abkürzungen beim Kühe holen, die praktischste Arbeitseinteilung, die Zäune, die Brunnen etc.
Auf welche Erfahrungen der letzten Jahre könnt ihr zurückgreifen?
Jessica und Raphael: Auf alle. Gute und schlechte. Es kommen in jedem Alpsommer immer neue hinzu. Das gibt uns viel Gelassenheit für den Alpsommer auf der neuen Alp. Wir freuen uns!
Wir danken euch für eure Treue und wünschen euch alles Gute auf der Alp Moosbühlen!