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Hochgefühle & Abschiede
von Nadja Tschanz | Site Alp
13.10.2014
Weit und breit ist kein Vieh mehr zu sehen, die Weiden werden braun, die Bäume kahl und die Hütte kalt. Es ist Herbst - schon eine ganze Weile. Normalerweise schliessen wir die Hütte anfangs Oktober, zügeln all unseren "Plunder", fahren den Käse zum anderen Keller im Tal und gehen auf grosse Reise.
Weit und breit ist kein Vieh mehr zu sehen, die Weiden werden braun, die Bäume kahl und die Hütte kalt. Es ist Herbst – schon eine ganze Weile. Normalerweise schliessen wir die Hütte anfangs Oktober, zügeln all unseren “Plunder”, fahren den Käse zum anderen Keller im Tal und gehen auf grosse Reise. Nicht so dieses Jahr. Da die Baustelle auf der Hauliegg (bei der unteren Alphütte) in vollem Gang ist, bleiben wir auch nachts noch oben. Manchmal ist es ganz fürchterlich kalt und ich habe ein wenig das Gefühl, dass wir die einzigen Menschen auf der ganzen weiten Welt sind.
Es kann auch ganz gemütlich sein und ich geniesse die Zeit sehr. Morgens pflegen wir den Käse, dann gehen die Jungs auf die Baustelle und ich kann machen was ich will! Lesen, wandern, biken… Nur den Verpflegungs-Posten habe ich fix gefasst und so bin ich damit beschäftigt, die Bauarbeiter zu verköstigen. Ich komme fast nicht nach mit einkaufen, braucht es doch grosse Mengen an Brot, Teigwaren, Kaffee etc. Manchmal stosse ich an den Rand meiner Koch-Erfahrungen. Es ist halt schon ein Unterschied, ob man für 3 Personen oder für 10 Bauarbeiter kocht…. :-) Wie auch immer, bis jetzt blieb jeweils wenig übrig, was ein gutes Zeichen ist. Nebst den Arbeiten auf der Baustelle sind wir auch am Zäune wegnehmen, Holz bereitstellen und aufräumen. Ein ewiger Kreislauf: Alles verräumen und im Frühling wieder aufstellen. Das ist einfach unumgänglich, wenn man mit der Natur kooperieren will. Und eine andere Wahl hat man ja zum Glück nicht.
Die Ankunft hier oben nach unseren Badeferien letzte Woche war sehr traurig. Hugo, unser treuer Älpler-Freund und Schmuse-Kater, empfing uns nicht wie sonst und so musste uns Piotr mitteilen, dass er leider in der Nacht zuvor bei einem dummen Unfall im Schweine-Stall ums Leben gekommen war. Niemand trägt schuld, doch ich war wirklich untröstlich. Simon hatte so entsetzlich Bedauern mit mir, dass er mir zum Geburtstag eine andere Katze geschenkt hat. Klammheimlich hat er das mit seinen Eltern organisiert und meine Freude war riesig! Nun ist Molly da. Ein kleines Wollknäuel, etwas dicklich und kurzbeinig, aber dafür umso verschmuster. Keine Katze wird mehr sein wie Hugo, aber auch Molly werde ich in mein Herz schliessen.
So ist das im Leben – auch oder eben gerade mit Tieren. Ein ständiges Auf und Ab. Abschiede, neue Begegnungen, Wiedersehen… Sobald das Wetter schlecht wird, werden auch wir die Alp verlassen und ihr den verdienten Winterschlaf gönnen. Doch jetzt hoffen wir zuerst noch auf tolle Herbst-Tage, bevor wir dann endgültig fliehen.
Herzliche Grüsse
Nadja
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