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Es Froueli wot z’Märit ga
von Kathrin Kühni | Tannisboden
26.09.2014
Das Ende kommt näher. Morgen heisst es noch einmal Vollgas geben. Die Alp Tannisboden hat einen Marktstand an der Alpabfahrt in Schüpfheim..., hoffentlich sind einige von euch mit dabei, das Wetter verspricht brav zu sein.
Das Ende kommt näher. Morgen heisst es noch einmal Vollgas geben. Die Alp Tannisboden hat einen Marktstand an der Alpabfahrt in Schüpfheim…, hoffentlich sind einige von euch mit dabei, das Wetter verspricht brav zu sein.
Am Dienstag waren wir am Schangnaumärit- das ist der älteste Markt im ganzen Emmental, er findet nämlich seit über 300 Jahren statt, auf dem Gelände des Talbetriebs der Alp Tannisboden, in der Ortschaft Wald. Da gibt es dann allerlei für Gross und Klein. Von Blütenpollen über Emmentontöpferware über Treicheln, Schuhen, selbstgenähten Sachen und natürlich der altbewährte Punder wie Spielzeug Pistolen. Insgesamt war es ein sehr schöner Markttag, wir waren sage und schreibe 12 Stunden ‚ds märit’. Rekordverdächtig. Hätten wir am Morgen kaum geglaubt, denn als ich aus der Hütte kam, waren die Alpweiden des Tannisboden zu meinem grossen Entsetzen zum ersten Mal von Reif bedeckt. 2 Grad Celsius. Heute morgen war es ein bisschen wärmer, trotzdem waren die Schattenplätzchen wieder mit einem Reif überzogen.
Zurück zum Märit, ich habe einen kleinen Kaufrausch erlitten. Und als ich dann zu den ENZ Premium Spezialitäten kam, ging es dementsprechend weiter. Der Verkäufer erzählte von Alpschweinen und hatte mich damit bereits an der Angel, als er dann auch noch Hirschmostbröckli zum Probieren gab, war es um mich geschehen. Das Fleisch war sehr lecker, also kaufte ich ein kleines Bitzli, das zu meinem Entsetzen 31.- kostete. Ich weiss ja vom Tannisboden her, wie viel Trockenfleisch etwa kostet und dacht mir halt, ‚läck si mir günschtig’. Item. Ich wusste jetzt, dass ich dieses Bitzli Fleisch besonders geniessen musste. Irgendwie lag mir dieses Fleisch aber schwer in der Tasche. Nächste Station Braui – wo sie das legendäre Hohgantbier herstellen, Barbara wollte sich hier einige ‚Gutter’ besorgen, für ihren Mann und ihren Sohn. Als ich dieses blöde Stück Fleisch erneut begutachtete – wandern meine Augen entsetzt auf die Aufschrift Herkunft NZ. Ein Kanton mit diesem Kürzel? Nein, das heisst wirklich Neuseeland, und dabei hat der Verkäufer die ganze Zeit von Alp und Kleinbetrieben und Direktvermarkter gesprochen. Merkwürdig, merkwürdig auch die riesige Schweizerfahne und das Schweizerkreuz im Logo.
Das lasse ich mir nicht bieten, also geht es wieder zurück zum Stand. Jetzt wird mir erklärt, dass die Jagd ja erst stattfindet und das Fleisch deshalb noch ein bisschen ‚abhange’ müsse. Ausserdem gebe es in der Schweiz zu wenig Hirsche, deshalb sei es jeweils sehr schnell ausverkauft. (Lustig, wenn man vier Monate in einem Jadgbanngebiet lebt, ist es ziemlich unglaubwürdig, dass es zu wenig Hirsche gibt.) Aus jeden Fall sind die Verkäufer dann so kulant und geben mir das Geld zurück. Meiner Meinung nach ist daran Nichts falsch Hirsch aus Neuseeland zu verkaufen, aber es muss für den Konsumenten klar ersichtlich sein und deklariert. Denn ich persönlich kaufe, dann lieber Trockenfleisch von unseren eigenen Kühen.
Heute bin ich ein letztes Mal Blacknen gegegangen, habe die letzten Samenstände abgeschnitten und die Pflanzen gespritzt. Nächsten Sommer wird es wohl nirgendwo schön mit den Unkräutern. Die Samen der Blacken können bis hundert Jahre alt werden und ohne ihre Keimkraft zu verlieren. Durch die vielen Trittschäden, sind die Alpweiden mancherorts wie ‚umegstoche’, also eine ideal Basis für derart vitale Pflanzen. Zuhause schlummern einige feingehackte Blacken in Öl, damit werde ich in vier Wochen eine Salbe zubereiten, die kühlen soll.
Weniger vital sind mittlerweile unsere Geissen, realtiv unmotiviert ‚tsagen’ sie am Morgen aus dem Stall, und als ich gestern mit Esther am Telefonieren war, so sah ich zufälligerweise wie die vier Geissen ‚ds Strässli abe’ liefen. Die Alpabfahrt der Geissen, nach einem Kurzurlaub in der Erlenhecke kamen sie aber schliesslich doch wieder zurück. Heute morgen sind sie gar über den Hausplatz spaziert und haben sich an den Geranien verköstigt.
Im Stall hat es übrigens wieder Zuwachs gegeben. Alma, das schönste Guschti, hat ihr Baby gekriegt. Und ebenso lustig und speziell, wie ihre Mutter, sieht auch die kleine Pipilotti aus. Ob Picea und sie auch so gute Freunde werden wie ihre Mütter. Alma und Loredana sind nämlich unzertrennlich. Picea und Pipilotti könnten das genauso werden.
Also e schöne Abe und bis morn! Mir fröie nis uf öich.
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