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Einfach so
von Nadja Tschanz | Site Alp
10.08.2015
Hätten Sie mich heute morgen bei der Käsepflege beobachtet, wäre Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich völlig in Gedanken versunken war. Während der manchmal doch etwas eintönigen, aber rythmischen und schönen Arbeit kommen mir meist die besten Ideen für diesen Blog. Doch heute weiss ich nicht recht, worüber ich schreiben könnte.
Hätten Sie mich heute morgen bei der Käsepflege beobachtet, wäre Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich völlig in Gedanken versunken war. Während der manchmal doch etwas eintönigen, aber rythmischen und schönen Arbeit kommen mir meist die besten Ideen für diesen Blog. Doch heute weiss ich nicht recht, worüber ich schreiben könnte. In den letzten Jahren habe ich viel geschrieben über den Käse, die Produktion, die Kühe, die Kälber und Schweine und auch über die Zusammenarbeit im Team. Ich habe wohl einen schlechten Tag.
Es ist ruhig, die Schulferien sind vorbei, die Touristen bleiben fast ganz aus. Ich werde heute also wahrscheinlich für einmal nicht in eine Diskussion über die Agrarpolitik verwickelt und muss mich auch nicht als Horn-Freund oder -Feind outen. Zudem brauche ich mich nicht zu rechtfertigen, warum wir auf der Alp Laptop und Handyempfang haben und nicht wie vor 100 Jahren leben. Es erwartet auch niemand, dass ich meine lustigsten Erlebnisse und Alp-Weisheiten zum Besten gebe.
Ich mache meine Arbeit und denke nicht viel dabei. Eigentlich bin ich einfach eine junge Frau, die seit sechs Sommern für einige Monate im Jahr diesen Job macht. Ich liebe die Berge, die Aussicht hier und auch die Tiere. Aber ich möchte auch wissen, was in der Welt läuft und immer wieder Neues lernen. Schliesslich kann ich nicht während dem halben Jahr einfach stehen bleiben. Ich freue mich über eine SMS von meiner Mutter, schaue bei schlechtem Wetter abends auch mal einen Film im Internet und zahle meine Rechnung via E-Banking. Aber ich bin trotzdem auf der Alp. Man kann auch ein bisschen modern und trotzdem traditionsverbunden leben. Ja, so sehe ich das!
Im Stall schaue ich Fränzi in die seelenvollen Augen und denke: Ach, manchmal macht man sich viel zu viele Gedanken und alles ist so kompliziert. “Ich mag dich einfach, mit oder ohne Hörnern”, sage ich zu ihr. Und dann kommt der kleine Stall-Kater Moritz um die Ecke, schaut mich neckisch an und ich kann nicht widerstehen zu denken: “Rutscht mir heute alle den Buckel runter, wir haben es einfach gut hier”.
Auf der Alp lebt man auch nicht einfach auf einer Insel namens “heile Welt”, aber ich habe die Gelegenheit mich bewusst zurückzuziehen und kriege nichts mit, wenn ich nicht will. Vieles scheint doch weiter weg hier oben.
Herzliche Grüsse
Nadja
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