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Der Wald ist voller Stimmen
von kkuehni | Tannisboden
19.09.2014
Es ruhiget ufem Tannisbode. Auch die beiden fremden Geissen sind wieder zu Hause. Heute nach dem Zmittag, kam ich dann endlich dazu den neuen Wanderweg zu besichtigen.
Es ruhiget ufem Tannisbode. Auch die beiden fremden Geissen sind wieder zu Hause. Heute nach dem Zmittag, kam ich dann endlich dazu den neuen Wanderweg zu besichtigen. Besser spät als nie.
Der Wald ist voller Stimmen im Moment. (Worte aus meiner Kindheit, die Bambigeschichte erzählt von Trudi Gester, 100x füretsi und hingerdsi glost.) Für einmal sind aber nicht nur die fliegenden Waldbewohner zu hören, wie in der Hörspielkassette, sondern die Könige. Es ist Brunstzeit und die Hirsche röhren um die Wette. Überall tritt ihre Anwesenheit deutlich zu tage. Auf Schritt und Tritt finden wir Losungen(Kot), Fährten und Hirschwägli. Und dann stechen wir in den Wald. Esther voraus, ich hinterher. Schweigend und möglichst auf leisen Sohlen. Nach einiger Zeit setzen wir uns auf einen umgefallenen Baum – und siehe da – nur wenige Augeblicke später, starren wir einem schönen Hirschbullen direkt in die Augen. Als er die Gefahr bemerkt, verschwindet er unglaublich flink im Dickicht. Was für ein Erlebnis.
Das Jagdbanngebiet in dem sich auch unsere Alp befindet, ist kontrovers. Einerseits ist es wichtig, die Wildtierpopulation zu schützen, andererseits erleiden die Älpler hier einen grossen Schaden durch den enormen Bestand. Das Jagdbanngebiet wurde nämlich seit sehr langer Zeit nicht mehr geöffnet, so können sich hier die Hirsche und Gämsen unkontrolliert vermehren. Ich bin auch nicht unbedingt der Ansicht, dass die Natur der Kontrolle bedarf, jedoch ist der Hirschbestand so enorm, dass auch viel Inzucht und Krankheiten entstehen, eine Öffnung und bewusste Jagd würde sicher mehr Nutzen als Schaden bringen. Denn dieser König der Wälder hat keine natürlichen Feinde mehr. Und jeder ausgewachsene Hirsch verschlingt pro Tag ungefähr dieselbe Menge Futter, wie ein Guschti. Solang das Vieh in den Alpweiden ist, ist der Schaden weniger gross. Sind aber die Treichelträger weg, so kommen die Hirsche und fressen, was sie finden. Die Älpler erhalten für den Verlust keine Entschädigung. Vielleicht also in Zukunt Hirsche sömmern, statt Kühe. Hirschkäse? Vielleicht eine Marktlücke. Auf jeden Fall ist es ein Problem, mit dem sich jemand befassen müsste, es kann nicht sein, das die Bewirtschafter so viel Futter verlieren, durch diesen Jagdbann.
Sooli – nicht vergessen morgen und am Sonntag ist Berner Alpkäse Meisterschaft in Zweisimmen.
(Noch eine Woche Tannisboden, dann neigt sich meine erste Alpzeit dem Ende zu. Schön, dass ihr alle dabei wart.)
Kathrin
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