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Der Sarganserländer Betruef
von Simon Karas | Tamons
05.08.2019
"Das söttig Tierli mögen wedr kratza no biessa."
Benjamin Stillhart, der Küher auf Tamons ruft uns und dem Veh täglich den Alpsegen.
Der Alpsegen oder Betruf ist neben den Kuhreien Melodien eine der ältesten christlichen Traditionen in der Schweiz, mit heidnischem Ursprung.
Mit diesem Ritual will der Älpler und das Vieh geschützt werden durch Anrufung der Heiligen und der Naturelemente. Die Gefahren von Steinschlag, Blitz und Sturm sind schon seit jeher am grössten z Alp.
Hier ist der Betruf Benjs zu hören:
https://www.srf.ch/sendungen/dorfplatz/zu-besuch-auf-der-alp-tamons
Teils war die tägliche Durchführung des Alpsegen auch eine Pflicht im Alpvertrag, klassischerweise wird er zur Verstärkung durch eine Folle (Milchtrichter) vorgetragen. Die Reichweite des Schutzes geht in alle Himmelsrichtungen, in die der Betruef vorgetragen wird.
Benj hat den Alpsegen inhaltlich etwas revidiert, da einige Passagen doch etwas antiquiert sind im sarganserländer Alpsegen. So unter Anderem: „so wenig as die falschen Juden üseren lieben Herrgott bschissen“ – dies ist auch in der heutigen offiziellen Version bereits zensuriert worden. Nicht ganz unverständlich…
„Ave Maria Bhüet’s Gott und üser lieb Herr Jesus Chrischt, Lyb, Ehr, Haab und Guet und alles, was hier umen ischt. Bhüet’s Gott und der lieb heilig Sant Jöüri, der wohl hier uufwachi und höüri. Bhüet’s Gott und der lieb heilig Sant Maarti, der wohl hier uufwachi und waarti. Bhüet’s Gott und der lieb heilig Sant Gall, mit syne Gottsheiligen all. Bhüet’s Gott und der lieb heilig Sant Peïter, Sant Peïtern, nümm dy Schlüssel wohl in dyni rächti Hand und bschlüss wohl uf dem Bären synen Gang, dem Wolf der Zahn, dem Luchs der Chräuel, dem Rappen den Schnabel, dem Wurm der Schweif, der Flug dem Greif, dem Stei der Sprung. Bhüet üs Gott vor solcher böüser Stund. Das söttig Tierli mögen wedr kratza no biessa. So wenig als die bösa Menscha unsren lyb Herr Gott bschiessen. Bhüet’s Gott alles hier in üserem Ring, und di lieb Mueter Gottes mit ihrem Chind. Bhüet Gott alles hier in üserem Taal, allhier und überall. Bhüet’s Gott, und das walti Gott, und das tüe der lieb Gott! Ave Maria“
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