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Arme wie Baumstämme
von Nadja Tschanz | Site Alp
11.06.2015
Gerade fegt ein Gewitter über uns hinweg und sagt mir, dass es Zeit ist, Sie mit ein paar heiteren Zeilen auf den neusten Stand zu bringen. Seit letztem Freitag stehen hier 41 Kühe und Nestor, ein kleiner Stier, im Stall. Jetzt heisst es auch für mich wieder, Melkbluse und "Tschäbi" anziehen, ab auf die Weide und in den Stall.
Gerade fegt ein Gewitter über uns hinweg und sagt mir, dass es Zeit ist, Sie mit ein paar heiteren Zeilen auf den neusten Stand zu bringen. Seit letztem Freitag stehen hier 41 Kühe und Nestor, ein kleiner Stier, im Stall. Jetzt heisst es auch für mich wieder, Melkbluse und “Tschäbi” anziehen, ab auf die Weide und in den Stall. Noch leide ich ein bisschen, bin den Rythmus nicht gewohnt. Frühmorgens die Kühe auf der Weide zusammentreiben – heute bei dichtem Nebel – ist eine schöne Arbeit, aber auch ein kleiner “Chrampf”. Die Beine brennen bald, wenn ich noch schlaftrunken die Kühe den Berg hoch zur Hütte jage. Schnell wird mir warm dabei. Nicht anders geht es mir beim Käseschmieren, nur spüre ich da die Arme. Das ist normal und jedes Jahr so. Die ersten zwei Wochen sind tatsächlich hart. Die Tage sind lang und ich bin die körperliche Arbeit als “Büro-Tussi” nicht mehr gewohnt. Doch es tut gut, den Körper zu spüren und mit der Natur zu arbeiten. Schon bald werden meine Hände sowieso muskulöser, die Oberarme dick wie Baumstämme (gut, das ist ein klein bisschen übertrieben…) und die Pobacken straff vom Frühsport beim Eintreiben. Wie schön!
Spass beiseite, bis jetzt läuft es gut. Die Kühe sind ruhig im Stall und ich muss mich vor keiner fürchten. Morgens um 6 Uhr und abens um 5 Uhr starten wir mit dem Melken. Nach etwas mehr als einer Stunde sind – sofern alles rund läuft – die Euter leer. Morgens zeigt sich dann das Resultat in der Käserei. Simon merkt schnell, ob die Milchqualität gut ist. Sei es beispielsweise an der Dauer bis die Milch gerinnt, an der Farbe der Molke oder an der Struktur der frischen Käse. Es gibt etliche Merkmale. Die Mikrobiologie ist das A und O bei der Käseherstellung. Die Kultur, ein Bakterienstamm, der von Tag zu Tag weitergezüchtet wird, ist äusserst wichtig und auch anfällig. Sauberes Arbeiten ist unumgänglich. Heute haben wir mit grösster Sorgfalt aus knapp 2‘000kg Milch (von 3 Alpen) 11 Berner Alpkäse AOP und 34 Mutschli gemacht. Hoffen wir, dass es auch morgen wieder gelingt.
Doch warum schmecken die Käse von verschiedenen Alpen immer anders? Obwohl die Voraussetzungen überall die ähnlichen sind, gibt es Unterschiede im Geschmack und dem Aussehen. Da hat jeder Käser seine kleinen Geheimnisse. Schmeckt unser Käse so “chüschtig” weil wir alle drei während der Käseherstellung Witze erzählen, herzhaft lachen und so für gute Schwingungen sorgen? Oder weil Piotr im Keller die Käse mit der Bürste immer im Uhrzeigersinn pflegt und nie den anderen Weg rum? Oder weil ich gerne lauthals und ein bisschen falsch die Songs am Radio mitsinge (die Jungs behaupten zwar, da werde die Schotte sauer, bevor sie im Tank bei den Schweinen landet)? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich verrate es nicht, finden Sie es selbst heraus und besuchen Sie uns!
Weitere Details erfahren Sie in den nächsten Beiträgen. Bald melde ich mich aus dem Keller. Bis dann!
Herzliche Grüsse
Nadja
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