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Alpkäseprämierungen sind emotionale Achterbahnen
von Martin Rüegsegger | Dachmarke Schweizer Alpkäse
16.03.2021
Eine fast zwanzigjährige Tradition wurde aufgrund der Pandemie in vergangenem Jahr unterbrochen – die Alpkäseprämierung an der Olma. Sie ist ein nationaler Anlass, denn aus der ganzen Schweiz werden rund 200 Alpkäse in fünf Kategorien von einer elfköpfigen Jury bewertet. Die Kategorien sind: Hobel-, Hart- und Halbhartkäse, Mutschli sowie Schaf- und Ziegenkäse.
Die Alpkäseprämierung an der Olma
Den Höhepunkt der Olma stellt am zweiten Messetag die Prämierung dar. Lüpfige Volksmusik umrahmt das Fest. Die Messeleitung begrüsst die zum Teil von weit angereisten Besucher, ein Gastreferent oder eine Gastreferentin spricht zu einem sorgfältig ausgewählten Thema. Und im Anschluss beginnt die eigentliche Preisverleihung. Sie wird vom Jury-Verantwortlichen, Markus Hobi, kompetent und mit viel Leidenschaft und Wertschätzung geführt. Die Produzenten erhalten eine Urkunde und eine finanzielle Anerkennung für die im Sommer geleistete Arbeit. Am anschliessenden Apéro ist das Ambiente entsprechend fröhlich und ausgelassen. Was die Alpkäseprämierung ausmacht? Die Mischung von sich gegenseitig austauschenden Produzenten und interessierten Konsumenten, die den Alpkäse probieren. Am Alpkäse-Stand decken sich an den elf Olma-Messetagen viele Alpkäse-Fans mit den verschiedenen Alpkäse ein, die an der Prämierung teilgenommen hatten.
Regionale Alpkäseprämierungen
Seit 1999 organisiert CasAlp die Berner Alpkäse-Meisterschaft alternierend in verschiedenen Orten im Berner Oberland. Sie findet jeweils am Bettag-Wochenende im September statt. Die Alpkäse werden in drei Kategorien von einer Jury bewertet: Hobelkäse AOP (auch Königskategorie genannt), Berner Alpkäse AOP (Coeur des Alpes) und Mutschli. Am Sonntagvormittag probieren Besuchende die eingereichten Käse und am Nachmittag findet dann die festliche Preisverleihung statt.
Die Bündner kantonale Alpkäseprämierung hat eine jahrzehntelange Tradition. Früher fand sie jedes zweite Jahr statt. Zwei Experten besuchten die Alpen und beurteilten die gesamte Produktion. Heute findet die Alpkäseprämierung am Plantahof in Landquart statt. Der Anlass fördert die Alpkäsequalität und lässt fehlerhafte Entwicklungen rasch erkennen. Sennen erhalten für die Folgesaison einen Ansporn, ein einzigartiges Produkt herzustellen. Zudem gibt die Alpkäseprämierung den Medien einen Einblick in das Themenfeld Alpkäse. Die Käse werden von drei Jurygruppen beurteilt. Jede Jurygruppe besteht aus einem Sennen oder Alpmeister, einem Berater und einem Konsumentenvertreter. Das Beurteilungsschema umfasst folgende Positionen: Äusseres und Lagerfähigkeit, Teig, Lochung und natürlich Geschmack und Aroma. Fehler, wie Risse im Teig oder einen bitteren Nachgang im Gaumen, werden auf einem Rapport notiert und es folgt ein Punkteabzug.
In der Zentral- und Ostschweiz lassen die Senner und Sennerinnen ihre Alpkäse in verschiedenen Variationen prämieren. Zum Teil werden auch Publikumsprämierungen durchgeführt, bei denen die Sichtweisen von Konsumenten ein höheres Gewicht bekommt.
Bewertung von Fachleuten und oder Laien
Ob Konsumenten oder Fachleute die Qualität von Alpkäse beurteilen sollen, ist eine seit Jahren immer wieder diskutierte Frage. Fachleute taxieren den Käse oft parallel in Zusammenhang mit der Vermarktung. Bei der Beurteilung an Alpkäseprämierungen handelt es sich um eine Momentaufnahme. Bei professionellen Bewertungen von Fachleuten wird auch immer die Reifung und die weitere Entwicklung des Alpkäses beachtet. Ein Rohmilchkäse ist zu einem bestimmten Zeitpunkt beispielsweise noch mild, kann aber zwei Monate später bereits einen würzigen, rezenten Charakter entwickeln. Diesem Umstand wird von Laien weniger Beachtung geschenkt. Nichtsdestotrotz sind ihre Einschätzungen eine Bereicherung, damit wir auch in Zukunft hochwertige Produkte von den Alpen konsumieren können und … Genuss ist bekanntlich Geschmacksache.
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