Alparbeit – zwischen Tradition und Technik

Landscape

von Jessica und Raphael Rinnerthaler | Vorder Menigen

11.05.2023

Auf der Alp gibt es mittlerweile einige hilfreiche Geräte, die uns die Arbeit erleichtern. Trotzdem schätzen wir Älpler:innen weiterhin die Bedeutung der Handarbeit. Welche traditionellen Arbeitsweisen heute noch gebraucht werden, erfahrt ihr hier.

Die Käseherstellung auf der Alp Vorder Menigen erfolgt trotz moderner Einrichtungen noch weitgehend von Hand.

Bei uns auf der Alp gibt es mittlerweile einige hilfreiche Geräte, die uns die Arbeit erleichtern. Trotzdem ist und bleibt Alparbeit vor allem eines: ganz viel Handarbeit.

Gerade dieses Handwerk ist das, was uns fasziniert und uns an der Arbeit auf der Alp so gut gefällt. Kein Tag ist gleich, die Bedingungen zum Käsemachen verändern sich ständig: Das Wetter beeinflusst Milch und Kultur, das Futter Menge und Geschmack der Milch, die Milch stieriger Kühe kann unsere Milchsäurebakterien ziemlich durcheinander bringen usw. Das alles muss bei der Herstellung berücksichtigt werden. Keine Maschine kann dieses Gefühl beim Käsen ersetzen. Es gibt aber ein paar wirklich hilfreiche Geräte, die uns die Arbeit erleichtern.

Rührwerk und elektrisches Butterfass

Früher hat man die in der Molke schwimmenden Käsekörner (Käsebruch) während dem Erhitzen (Brennen) ununterbrochen mit dem Käsebrecher umrühren müssen, damit sie nicht auf den Chessiboden sanken, verklumpten und anbrannten.

alparbeit-zwischen-tradition-und-technik-2

von links: Käsebrecher, Harfe, Bögli, Messstab, Thermometer

Heute nimmt uns diese Arbeit das Rührwerk ab. So kann man in dieser Zeit bereits den Presstisch vorbereiten oder Käse schmieren. Trotz allem schauen wir immer wieder nach, ob das Rührwerk läuft. Bei einem plötzlichen Stromausfall (bzw. bei unserem Rührwerk dem Ausfall der Autobatterie), müssten wir sofort zum Käsebrecher greifen und weiterrühren. Deshalb hängt einer sicherheitshalber und immer griffbereit im Milchgaden!

alparbeit-zwischen-tradition-und-technik-3

Multitasking und mühelose Butterherstellung

Das elektrisch betriebene Butterfass ist ebenfalls ziemlich praktisch. Während dem Buttern kann man nebenbei andere Sachen vorbereiten oder das Melkgeschirr abwaschen. Ansonsten heisst es: Kurbeln, Kurbeln, Kurbeln bis der Anke klopft ? Übrigens: Selber Buttermachen ist gar nicht schwer und funktioniert auch ohne Butterfass: Einfach ein sauberes Konfiglas nehmen und zu einem Drittel mit Rahm auffüllen. Fest verschliessen und dann gut schütteln. Es dauert nicht lange und dann trennt sich die Butter von der Magermilch. En Guete!

alparbeit-zwischen-tradition-und-technik-4

Ein guter Nebeneffekt dank Notstromaggregat

Eine weitere große Arbeitserleichterung ist das Melken mit der Melkmaschine. Wir melken auf Vorder Menigen mit Standeimern. Die Melkanlage wird mit einem Notstromaggregat betrieben. Wenn wir die 27 Kühe von Hand melken würden, würde das länger dauern.

Ausserdem sind die Kühe das Handmelken nicht mehr gewohnt. Wir putzen und massieren die Euter von Hand, damit die Milch in die Zitzen fliesst (Anrüsten). Das eigentliche Melken übernimmt die Melkmaschine. Ein Nebeneffekt der laufenden Melkmaschine ist, dass wir während dieser Zeit Strom an einer Steckleiste haben: So können wir Batterien, Laptop und Handys aufladen. Sonst gäbe es im Sommer von uns keine Alpgeschichten ?

Traditionelle Milchkühlung auf der Alp

Wir kühlen die Milch im Brunnen vor der Hütte. Bis zum Schlafengehen rühren wir die Milch immer wieder mit dem Milchrührer um, damit sie möglichst rasch und gleichmäßig abkühlt. Das wurde auch schon früher so gemacht. Heute kann man auch Milchtanks mit elektrischer Milchkühlung verwenden.

alparbeit-zwischen-tradition-und-technik-5
alparbeit-zwischen-tradition-und-technik-6

Handwerk trifft auf moderne Technik

Früher wurde der im Stall anfallende Mist von Hand auf den Alpweiden verteilt. Entweder mit Mistschlitten oder mit Garrette und Gabel. Diese mühsame Arbeit wird uns heute mit dem Mistzetter erleichtert. Das geht aber auch nur, weil es mittlerweile eine Zufahrt zur Alp gibt. Vorher gab es nur einen Pfad, der zu Fuss und mit dem Maultier begangen werden konnte.

Es gäbe natürlich noch viele weitere Geräte und Maschinen mehr, die man haben könnte. Im Tal auf Ganzjahresbetrieben gibt es immer mehr computergesteuerte Stallsysteme (Melkroboter, Futtermischer, automatischer Mistschieber und so vieles mehr…). Aber darum geht’s uns gar nicht. Wir sind dankbar für die Technik, die wir haben und die uns die Arbeit wirklich erleichtert. Alles andere möchten wir weiterhin selber machen: Kühe holen, stallen und ausmisten. Feuer machen, mit Bögli und Tuch den Käse herausnehmen und Käse schmieren. Das ist für uns Hand-Werk und deshalb gehen wir so gerne z’Alp.

ornament

Weitere Geschichten

Das Wägen

Molke auf der Alp

Qualitätskontrolle beim Berner Alpkäse AOP