Wem gehört die Alp?

von Jessica und Raphael Rinnerthaler

26.04.2021

Ich gebe euch eine Übersicht über verschiedene Besitzverhältnisse von Alpen und was das für den Älpler bedeutet.

Als Angestellte auf verschiedenen Alpen haben wir Einblicke in Betriebe mit ganz unterschiedlichen Besitzverhältnissen bekommen. Wir haben es mit einer kleinen Übersicht versucht – sind uns aber einig, dass es wahrscheinlich genauso viele mögliche Besitzverhältnisse wie Alpen gibt.

Privatalpen

Alpen, die einen einzigen Eigentümer haben, heissen Privatalpen. Oft gehören solche Alpen schon seit Generationen zum gleichen Bauernhof. Viele Bauernfamilien bewirtschaften ihre Alp selbständig. Sie fahren zum Beispiel nach dem Morgenmelken zum Heuen zurück auf den Talbetrieb und abends zur Melkzeit wieder hinauf auf die Alp. Sobald Käse hergestellt wird, ist das zwar auch machbar, aber etwas schwieriger. Das Käsen mit all seinen einzelnen Arbeitsschritten nimmt über den Tag verteilt sehr viel Zeit in Anspruch. Ausserdem sind auf der Alp neben dem Käsen noch viele weitere Arbeiten zu erledigen: Zum Jungvieh schauen, Brunnen und Zäune kontrollieren, Kleintiere versorgen (Ziegen, Schweine, Hühner …), Schwenden, Feuerholz machen … Deshalb suchen auch Privatalpen oft Verstärkung für die Sommermonate.

Genossenschaftsalpen

Oft sind Genossenschafts- oder Gemeinschaftsalpen grösser als Privatalpen, da dort Vieh von mehreren Bauern gesömmert wird. Für uns als Angestellte ist in diesem Fall der Alpmeister die Ansprechperson für den Arbeitsvertrag, den Alpalltag, Organisatorisches und bei Fragen oder Problemen. Die Arbeiten auf einer Genossenschaftsalp sind dieselben wie auf einer Privatalp. Nur werden sie etwas anders aufgeteilt: Auf einer Gemeinschaftsalp müssen die Bauern eine bestimmte Anzahl «Werkstunden» leisten. Diese sind abhängig davon, wie viele Tiere der Bauer auf die Alp gibt. Werkstunden können zum Beispiel mit Schwenden (Weideflächen von Fichten, Erlen, gelbem Enzian usw. freihalten), Mist/Gülle ausbringen, Zäunen oder anderen Arbeiten abgegolten werden. Hauptaufgabe von uns Sennen ist auf einer grossen Alp das Käsemachen und die Versorgung der Tiere.

Alp Vorder Menigen

Die Alp wurde vor vielen Generationen von einer Berner Adelsfamilie gekauft und gehört heute noch derselben Familie. Vorder Menigen wird in der zweiten Generation von unserer Bauernfamilie gepachtet und mit viel Liebe und Herzblut bewirtschaftet. Da der Stall und die Alpweiden gross genug sind, gibt noch ein zweiter Bauer Kühe nach Vorder Menigen. Und auch bei der Jungviehherde sind einige Tiere zur Sömmerung angenommen. Raphael trägt als Senn die Verantwortung für den Käse. Unser Chef ist ebenfalls viel oben und erledigt Arbeiten wie Bschütte (Gülle ausbringen), Misten, Holzen, Heuen und vieles andere. Beim gemeinsamen Mittagessen haben wir oft viel zu Lachen. Es ist einfach schön, Hand in Hand zu arbeiten. Nachmittags sind wir für die verschiedensten Arbeiten oft gemeinsam unterwegs.

Auch wenn wir selbst nur angestellt sind und Milch und Käse nicht uns gehören, erfüllt uns der volle Käsekeller mit Stolz. Wir freuen uns über jeden Fleck Alpweide, die nach dem Schwenden wieder offen und für die Tiere zugänglich ist. Und auch wenn wir keine eigene Alp besitzen, fühlen wir uns immer sehr verbunden mit der Alp, auf der wir arbeiten.

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