Susanns Mist-Geschichten
Misten gehört zu meinen Lieblingsarbeiten. Man muss sich nicht an feste Zeiten und Temperaturen halten wie in der Käseküche und kann sich auch mal treiben lassen. Beim Mist runterschaufeln oder beim anschliessenden rausspritzen kann man wunderbar seinen Gedanken nachhängen.
Andrea spielt um diese Zeit meistens im Kinderwagen, schaut interessiert zu und wenns ihr dann verleidet hält sie ihr Vormittags nickerchen. So unterhalte ich mich dann mit Muni Bluno oder schimpfe mit den Geissen, welche anstatt die saftigen Alpkräutli abzugrasen, wieder in den Stall kommen, um noch etwas Salz von den Kühen zu ergattern.
Sobald die Geissen wieder aus dem Stall befördert sind, kommen die Hühner, die nach ihrem morgendlichen Rundgang vor der Käseküche (Käsespäne) direkt auf den Stall zusteuern. Dort angekommen, wird meistens meine feinsäuberlich zurückgewischte Streue wieder zurück auf das Läger gescharrt. Im Moment sind sie aber eher an den Bschittigrodlä interessiert, welche nun wettrennen mässig durch den Stallgang kriechen. Bschittigrodlä sind Güllewürmer, welche sich um diese Zeit ein trockenes Plätzli suchen, um sich zu verpuppen und dann als Mistbienen über die Alp zu fliegen.
Sie sind sehr eiweisshaltig, für die Hühner natürlich eine Delikatesse. Übrigens hat jedes Huhn einen Namen, so wurden sie von den Kindern Uno, Finito, Blacky, Maggi und Tschau Sepp getauft….
Am Anfang schlug mir das Herz jeweils bis zum Hals, wenn ich Muni Bluno frisches Heu in den Barren gab. Mittlerweilen verstehen wir uns ganz gut und ich kann ihn, nachdem er mich ausgiebig beschnuppert hat, auch am Hals kraulen. Ich frage ihn dann, ob er die Nacht auf der Weide genossen hat oder tröste ihn, wenn er tagsüber im Stall bleiben muss und „seine“ Ladys auf der Weide sind. Meistens antwortet er nicht, sondern schaut mich nur mit seinen grossen Augen an, fragend ob das wohl alles stimmt was ich sage.
Jetzt wo die Kinder Ferien haben, muss ich schauen dass ich nicht arbeitslos werde: Noch bevor ich mein Stallgewand und meine Stiefel angezogen habe, sind die Schwanzschnüre gelöst und die ersten Kühe marschieren schon zum Stall hinaus. Ich staune immer wieder wie gut sich die Vier untereinander organisieren. Adrian beginnt im einten Stall den Mist runterzuschaufeln, Dani macht sich hinter den Mist im zweiten Stall, Sandra wischt den Barren während Martina schon mit rausspritzen beginnt. So wird der Stall jeweils in Rekordzeit sauber und sie sind auch stolz, wie viel sie schon mithelfen können.
Das von den Bschitigrodle habe ich nicht gewusst.
Auf eine weiterhin Superorganisation im Stall.
Herzliche Grüsse, Xander
Hzl Grüße aus dem Norden