Frau Holle hat es gut gemeint mit dem Tannisboden

Na endlich schreibt Kathrin mal wieder etwas. Ich entschuldige mich für die kurze Schreibpause, ab und zu geht es halt so, dass man sich keine Zeit fürs Bloggen nimmt.

Item. Unser kleines ‘Gjätthäxli’ hat heute seinen freien Tag, sitzt gemütlich zu Hause und wartet darauf, dass die Waschmaschine aufhört zu surren, damit ich die nächste ‘Trummele’ waschen kann. Vorher war ich im Dorf und bin jetzt stolze Besitzerin von Gummistiefeln mit Stahlkappen. Nicht schlecht oder?! Irgendwie ist alles grad ein bisschen bizzar, es ist nach nur einer Woche schon ein bisschen befremdend ins Coop einkaufen zu gehen. Auch anlässlich der Gesprächsfetzen, die man dabei aufschnappt. Ganz ehrlich mir gefällt auf der Alp auch, dass ich noch weniger von Weltgeschehen mitbekomme, als normalerweise. Das Einzige, was ich wirklich gekauft habe, sind Früchte. Herrlich! Es hat Melonen und Erdbeeren.  So sitze ich also jetzt, ‘Ärdbeeri schnousend’ und will euch die Ereignisse der letzten Tage schildern.

Den Tannisboden habe ich gestern nach dem Melken verlassen dürfen. Die Heimfahrt verlief etwas langsamer als geplant. Ich bin vom Tannisboden heruntergefahren und auf einmal finde ich mich hinter einem 30er Jeepli wieder und einer Kuhherde. Ein sehr lustiges Schauspiel, dieser Jeepfahrer hat seine Herde mit dem Auto getrieben. Falls die Kühe die Strasse verlassen haben, so hat er zweimal gehuppt. Und erst als die Tiere dann wirklich Richtung Emme ausreissen wollten, ist er mit seinem Hund ausgestiegen und hat sie wieder zur Strasse zurückgebracht. So ging das bis zur ‘Legi’, dann hat er angehalten, ist ausgestiegen und ich habe Bekanntschaft mit einem Cousin von Ueli geschlossen. In seiner Herde waren nicht nur Kühe, sondern auch Wasserbüffel. (Ein kurzer Tipp für alle Gernesser – in der Bäckerei Stein, die bekannt ist für ihre Meringues, gibt es Büffelbrot…! Ist sehr lecker zu unserem Käse..:-))Auf jeden Fall musste ich immer wieder Schmunzeln auf dem Heimweg. Leider sehen das nicht alle Autofahrer so. Ich habe merken müssen, dass es eine grosse Diskrepanz ist zwischen der Tradition als Älpler und anderen Bergbenützern, wenn ich das mal so nennen darf. So ist es schwierig die ‘Guschti’ rauszulassen, wenn unaufmerksame Autofahrer die ‘Legi’ ignorieren und mitten in die Herde fahren und dann unbedingt vorbei müssen, und nervös huppen aus Angst um ihr Auto, anstatt zu warten und die Tiere erst laufen zu lassen. Dass macht mich nachdenklich, wenn man darüber spricht, Wolf und Bär und Wisent wieder anzusiedeln, und dabei hat eigentlich nicht einmal mehr ein Älpler mit seinen Kühen Platz. Dass soll keine Plattform für Vorwürfe werden, aber dennoch tut es gut, sich ab und zu in Erinnerung zu rufen, dass zu einer grossen Biodiversität eben mehr gehört.

Auf dem Tannisboden läuft es rund, nach einer Woche. Jeder hat seine Aufgaben und man hilft einander, wenn eine Hand fehlt. Am Pfingstwochenende haben relativ viele Wanderer unseren Alpkiosk getestet. Und so lernen wir mit jedem Kunden dazu, wie wir uns verbessern können. Am Montagnachmittag hat Ueli dann die Alp gehütet und ich bin mit Esther in den Talbetrieb gefahren um Vorräte zu holen. Dannach haben wir eine Stunde ‘Chillout’ im Kemmeriboden Bad gemacht, mit Erdbeeren und Kaffee. Ja ihr seht, wir lieben Früchten, sollte  jemand zu viel Platz im Rucksack haben und uns eine Freude machen wollen, wisst ihr, was Anklang findet.

Mittlerweile sind fast alle Alpen jetzt bestossen, und mit den Guschti und Kühen überall, sind die Hirsche umgezogen. Ich habe jetzt schon einige Tage, keine mehr zu Gesicht bekommen. Dafür ändert sich die Flora fast zu schnell. Letzten Montag, als wir ‘zügleten’, haben die ‘Söibluemen’ gerade zu blühen begonnen. Nach nur einer Wochen, lassen sie nun bereits ihre Schirmchen fliegen. Die verschiedenen Knabenkräuter blühen jetzt. ‘Fiedertsche’ und ‘Tönneli’ sind bereits auf einem abstrebenden Ast, dafür sind jetzt überall rote Lichtnelken zu sehen. Der noch vor kurzem knackige, kräftige Germer (Ich gebe ja zu, dass ich seine Blätter wunderschön finde, auch wenn er ein nicht gewollter Weidegast ist.) ist jetzt doppelt so hoch und komplett zerfetzt. Denn am Montagabend hat Frau Holle ihre Kissen zu fest geschüttelt und es hat gehagelt. Der Tannisboden blieb grösstenteils verschont. Ein Sonnenschirm und ein Wegweiser mussten das Zeitliche segnen. Nur eine Alp weiter unten bis kurz vor den Kemmeriboden, war die Strasse dann weiss vor Hagelkörnern. ‘Ds Wettar i de Bearga isch gföhrlech.’ So sagt der weise Steinbock zu Globi, auf einer Hörspielkasette meiner Kinderjahre. Und es ist schon ganz anders, ein Gewitter in einer Alphütte zu erleben. Man fühlt sich nicht nur wohl, wenn die Regentropfen und Hagelkörner auf das Dach prasseln. Das ‘brätschet veiechli’. Auch wird die Milch und d’Nidle ganz anders. Man spürt das Wetter in ganz unterschiedlichen Dingen, jedes Wetterapp wird überflüssig. Das macht mich demütig.

Gestern habe ich Bekanntschaft mit der Vakumiermaschine geschlossen. Der Nachmittag ging wie im Flug vorbei, mit Znünichneble abpacken, Sennenwurst vakumieren, Alpkäse vakumieren und schlussendlich zwischen Znacht und all dem noch gschwing ‘Joghurte’. Das ist super, da beleibt dann auch immer etwas Übrig fürs Schnouse. Wer jetzt den Tannisboden erklimmt, der kann wählen aus Kirsche, Waldbeere, Erdbeere, Mocca, Caramel und Aprikosenjoghurt. Lasst euch das nicht entgehen.

Zum Schluss dieses Eintrags gebe ich euch noch ein Rätsel auf. Der Erste mit der richtigen Antwort, gewinnt ein Joghurt oder es Bitzli Alpkäse von mir offeriert. Abgeholt, muss es allerdings selbst werden. Antworten bitte in Form eines Bloggkommentars.

Was liegt auf einem Tisch, wird von Esther liebevoll zugedeckt, schläft?

 

Eui Kathrin

 

Ps: Merci viel Mal für all die Rückmeldungen auf meinen Blog